3 Fragen zur PPP-RL an Gesundheitsökonom Stefan Günther

17.01.2022, Julia Rondot


Stefan Günther

Die Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie, kurz PPP-RL, ist nun seit einem Jahr in Kraft - aber es gibt schon erste Änderungen. Was sind die wichtigsten Neuerungen für 2022?

Für die Kliniken ist vermutlich die wichtigste Änderung, dass der G-BA erkannt hat, dass er keine Sanktionen für die Nicht-Erfüllung der Mindestvorgaben verhängen kann, wenn die Einrichtungen noch keine Gelegenheit hatten, zusätzlich benötigtes Personal einzustellen oder sich umfassend mit dem komplexen Regelwerk auseinanderzusetzen. Die Corona-Pandemie hat die Krankenhäuser seit Längerem fest im Griff und die Mitarbeitenden haben wenig Gelegenheit, sich mit der PPP-RL auseinanderzusetzen. Zudem gelingt es momentan auch noch nicht, die notwendige Finanzierung für einen substanziellen Personalaufbau – und dieser wäre notwendig um die Mindestvorgaben jederzeit erfüllen zu können – in den hausindividuellen Budgetverhandlungen erreichen zu können, da zumeist nur Budgetfortschreibungen vereinbart werden können. Von den Problemen durch den ausgeprägten Fachkräftemangel möchte ich gar nicht erst anfangen.

Was sind Ihre Erfahrungen mit der PPP-RL Richtlinie in der Anwendung? Gibt es aus Ihrer Sicht Nachbesserungsbedarf?

Ja, es gibt noch viele Punkte, die weiterentwickelt und verbessert werden müssen. Die Richtlinie sieht diesen Evaluierungs- und Weiterentwicklungsprozess aber glücklicherweise auch vor. Es ist aber zu hoffen, dass im G-BA Einsicht besteht, solange auf Sanktionen zu verzichten, bis die Ergebnisse der Evaluierung – diese sollen Ende 2024 zur Verfügung stehen – vorliegen und bewertet werden können. Sonst wird die Richtlinie schnell zur selbst erfüllenden Prophezeiung. In der Praxis zeigt sich vor allem, dass der administrative Aufwand der Nachweisführung alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt. Hier wurde ein echtes Bürokratiemonster erschaffen. An diesem Problem sollte zeitnah gearbeitet werden. Zudem sehe ich große Probleme auf die Einrichtungen zukommen, da die Frage der Anrechnungen von Nicht-PPP-RL Berufsgruppen noch nicht geklärt ist. Hier droht ab 2023 eine Einschränkung, die in der Praxis wirklich Probleme machen kann. Viele Einrichtungen haben einen guten Skill-Mix etabliert und unterstützen ihre Fachkräfte durch eine Entlastung mit qualifizierten Hilfskräften. Diese Konzepte haben sich bewährt. Durch die Limitierung der Anrechnungsmöglichkeiten könnte hier ein Engpass in der Versorgung entstehen: Die Einrichtungen müssten Hilfskräfte entlassen und vermehrt Fachkräfte (wohlgemerkt für die Übernahme von Hilfstätigkeiten) einstellen – die es am Markt aber gar nicht gibt.

Gemeinsam haben Ramon Krüger und Sie verschiedene Excel-Tools zur PPP-RL entwickelt und nun auch aktualisiert für das Datenjahr 2022. Ganz neu ist jetzt ein Tool entstanden für PPP-RL Managementreports. Was bietet dieses Tool für die Kliniken?

Da wir in unseren Einrichtungen selbst umfassend mit der PPP-RL in Berührung kommen und sehen, wie viel Aufwand entsteht und wie wenig Zeit für die Auseinandersetzung mit den Daten bleibt, haben wir uns im Herbst gefragt, wie man die Kolleginnen und Kollegen in den Einrichtungen dabei unterstützen kann, sich intensiver mit den erhobenen Daten auseinanderzusetzen.
Ich hatte schon geschildert: Hier müssen quartalsweise so viele Daten erhoben werden. Das ist natürlich sehr ärgerlich und muss vom G-BA korrigiert werden. Aber bis dahin sollten die Einrichtungen versuchen, die ohnehin vorhandenen Daten bestmöglich zu nutzen.
Unser Excel-Tool setzt genau an diesem Punkt an. Wir haben Standardauswertungen aufgebaut, die sich mit den bereits ohnehin vorhandenen Daten befüllen lassen – einfach per Copy & Paste. Dabei haben sie individuelle Einstellungs- und Auswahlmöglichkeiten, um den größtmöglichen Nutzen für sich herausziehen zu können. Anschließend zeigen ihnen die Auswertungen grafisch quartalsübergreifend die Daten und deren monatliche Entwicklung. Sie können Trends erkennen und sich intensiv mit den Ergebnissen auseinandersetzen. Das ist aus unserer Sicht auch unbedingt nötig, um die Einrichtungen gut unter den Rahmenbedingungen der PPP-RL steuern zu können.

Stefan Günther (M.A.) ist Referent des Direktors im Geschäftsbereich Wirtschaft und Finanzen und Leiter Controlling bei den Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (Regensburg). Er beteiligt sich in bundesweiten Arbeitsgruppen an der fachlichen Weiterentwicklung der PPP-RL.

Gemeinsam mit Ramon Krüger und zahlreichen Autoren hat er 2021 das Praxishandbuch zur Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL). Rahmenbedingungen, Erfahrungen und Umsetzungshilfen herausgegeben.

Als zusätzliche Unterstützung für den praktischen Einsatz in Kliniken haben Günther und Krüger verschiedene Exceltools zur PPP-RL entwickelt:

•   Excel-Tool zur PPP-RL Pro Steuerungs-, Planungs- und Nachweissystem. Für das Datenjahr 2022
•   Excel-Tool zur PPP-RL Nachweisführung. Für das Datenjahr 2022.
•   Excel-Tool Plus für PPP-RL Managementreports (quartalsübergreifend)

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