„Wer sich zu wenig bewegt, wird früher gebrechlich“

01.06.2022, Dr. Stefan Arend
Wissenschaft & Forschung

Prof. Dr. Martin Halle und sein Team von der Technischen Universität in München widmen sich mit Ihrem Projekt „bestform“ dem Training hochbetagter Menschen.

In den vergangenen Jahren haben Univ.-Prof. Martin Halle und sein Team der Präventiven Sportmedizin und Sportkardiologie der Technischen Universität München mit Unterstützung der Beisheim-Stiftung in München das universal einsetzbare Bewegungsprogramm „bestform“ für Senioreneinrichtungen und ihre hochbetagten Bewohnerinnen und Bewohner entwickelt. Nach Abschluss der umfangreichen Untersuchungen könnte „bestform“ dem Training für hochbetagte Personen nicht nur in Senioreneinrichtungen neue Perspektiven geben und auf einer wissenschaftlichen Basis eine besondere Qualität eröffnen.


Dazu wurde im Vorfeld ein sechsmonatiges Pilotprojekt mit 77 Teilnehmern zwischen 75 und 104 Jahren in zwei Senioreneinrichtungen in München und Rottach-Egern durchgeführt. Auf Basis der wissenschaftlichen Auswertungen des Pilotprojekts führt das Zentrum für Prävention und Sportmedizin der TU München jetzt in 20 Münchner Einrichtungen eine Längsschnittstudie durch, die die gesundheitsfördernden Effekte des Trainingsprogramms nachweisen soll.


Ein Blick auf die bekannten Zahlen verdeutlicht die dringende Notwendigkeit deutlich mehr in Prävention und körperliches Training zu investieren. Etwa 30 Prozent der Senioren in Deutschland stürzen einmal im Jahr, schätzt das Bundesministerium für Gesundheit. Und etwa 120.000 erleiden jedes Jahr einen Oberschenkelhalsbruch, mit oft gravierenden Folgen:
„Nach einem Sturz sinkt die Lebensqualität oft dramatisch“, weiß Prof. Halle, Ärztlicher Direktor der Präventiven Sportmedizin und Sportkardiologie am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, nur zu gut aus seiner jahrelangen Erfahrung und der intensiven Arbeit mit seinen Patientinnen und Patienten. „Die Betroffenen haben Angst vor weiteren Stürzen, benötigen Pflege und ziehen sich zurück.“


Der Präventivmediziner motiviert seine – durchaus auch hochbetagten - Patienten, durch einen aktiven Lebensstil ihre Mobilität, Gesundheit und Lebensfreude zu erhalten. Unterstützt von der Beisheim Stiftung entwickelte er mit seinem Team ein Bewegungsprogramm für Senioreneinrichtungen in ganz Deutschland. Warum ein körperliches Training so wichtig ist und wie Studienteilnehmer schon jetzt davon profitieren können, liegt für den Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin auf der Hand:

„Mit dem Alter verliert der Körper schnell an Muskulatur, und die Knochen werden poröser. Durch Krafttraining lassen sich die großen Muskelgruppen und die Rumpfmuskulatur stärken. Muskeln sind Stabilisatoren für Gelenke und die Wirbelsäule. Wer mehr Muskeln hat, hat auch dichtere stabilere Knochen. Um Stürzen im Alter vorzubeugen, ist es wichtig, auch die Gleichgewichtsfähigkeit zu trainieren; aber auch die Ausdauer sollte nicht vergessen werden. Denn Bewegungsmangel im Alter ist der größte Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Regelmäßiges Ausdauertraining lässt die Gefäße wieder elastischer werden und bremst den Entzündungs- und Alterungsprozess“.

Dass Bewegung besonders für Seniorinnen und Senioren ein wahres Elixier für ein gutes, gelingendes Altern ist, weiß man schon lange. Mit den Erkenntnissen von „bestform“ kann man einen wissenschaftlichen Beweis antreten und zeigen, 1. was nicht hilft, vor allem aber, 2. welche Form des Trainings und welche Übungen besonders wirksam sind, um möglichst fit (sehr) alt zu werden.

Weitere Informationen:
www.sport.mri.tum.de/de/home.html
www.sport.mri.tum.de/de/senioren.html
www.sport.mri.tum.de/de/newsreader/krafttraining-als-medizin-fuer-senioren.html

 

Dieser Beitrag stammt aus dem ProAlter Newsletter 6-2022. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

 

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