„mal Undenkbares denken – Dialog mit der Kunst“ von Ulla und Heinz Lohmann

01.09.2022, Eine Rezension von Prof. Dr. Jörg F. Debatin
Aktuelles aus dem Verlag

… ein einzigartiges Buch von zwei einzigartigen Machern

Als Chef vom LBK Hamburg hatte Heinz Lohmann nicht nur die Krankenhaus-Landschaft der Hansestadt, sondern die gesamte deutsche Klinik-Management Szene als ‚Vordenker‘ und ‚Vormacher‘ geprägt. Entsprechend war meine Erwartungshaltung anlässlich unseres ersten Treffens im Sommer 2003 recht groß. Die architektonische Enge der Vorstandsetage des LBK passte dazu ebenso wenig wie die zahlreichen, aus meiner Sicht eher gewöhnungsbedürftigen Kunstwerke, die die Flure noch enger machten. Nachdem ich in einem überschaubaren Büro auf einem knallroten Sofa unter einem ebenso voluminösen wie ungewöhnlich anmutendem Kunstwerk Platz genommen hatte war meine Konfusion komplett. Erwartet hatte ich den strukturierten Manager mit Visionen und klaren Umsetzungsplänen – die Deko mutete eher experimentell mit ‚work-in-progress‘ Charakter an.

Dieser gelebte Kontrast zwischen strukturiertem Vorgehen auf der Basis einer klaren Planung auf der einen und moderner, unvollkommener Kunst auf der anderen Seite beschreiben einen zentralen Aspekt der Einzigartigkeit von Ulla und Heinz Lohmann. Die von Ihnen gesammelten Werke wirken nicht nur auf die weniger Kunst-Verständigen Menschen wie mich eher unvollkommen, teilweise chaotisch und in den meisten Fällen explorierend. Einig sind sich die naturwissenschaftlich orientierte Biologin Ulla Lohmann und der strukturierte Gesundheitsvordenker Heinz Lohmann in ihrem Interesse an entstehender Kunst. Entsprechend fällt Ihr Credo aus: „Ein Leben ohne Kunst ist möglich, aber für uns nicht sinnvoll.“ Dabei ist es für sie nicht ausreichend Kunst zu bewundern; ihr Interesse umfasst die Künstler selbst, mit denen sie in einen intensiven Austausch treten. Dabei dringen sie in Welten vor, die den meisten verschlossen sind. Das ist die Essenz dieses einzigartigen Buchs: in 74 Beiträgen berichten und spekulieren die Autoren über Künstler und ihre Werke, größtenteils aus dem Bereich der experimentellen Gegenwartskunst. Ulla und Heinz Lohmann vermitteln Einsichten in das Wirken der Künstler, die in der Tiefe ihrer Interpretationen wahrscheinlich die Protagonisten selbst überraschten.

Die Autoren ziehen offensichtlich Kraft aus der Welt dieser besonderen Kunst und des damit einhergehenden Künstlerdialogs. Sie bewundern den Mut der portraitierten Künstler, Neues zu schaffen, ohne das Ende zu kennen. Dies ist der Humus für ihr charakteristisches Hinterfragen bestehender Strukturen und Prozesse. Das Unvollkommene in der Kunst erscheint als Treiber für disruptives Denken und neue Lösungen. Dabei lässt in meiner Wahrnehmung Heinz Lohmann wahrlich Nichts im Ungefähren. Seine Ideen sind immer zu Ende gedacht, in dem Sinne vollkommen, da er sie immer vom Wohle des Patienten ausgehend entwickelt. Anders als in der Kunst besteht sein Ziel stets in der konkreten Umsetzung im Interesse einer besseren Gesundheitsversorgung der Menschen.

Inzwischen umgeben auch mich einige von Heinz Lohmann vermittelte Kunstwerke aus dem Genre der Gegenwartskunst. Ich habe Gefallen gefunden an der Pluralität der Interpretationen, die sie zulassen. So empfehle ich von Herzen die Lektüre dieses besonderen Buchs. Es wird Sie entführen in eine Welt, die Mut macht nach neuen Lösungen zu suchen.

 

Weitere Informationen zum Buch finden Sie hier.

 

 

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