Drohen Rückschritte in der Diabetesversorgung? DDG und DGE warnen davor, den Zugang zu CGM-Systemen zu erschweren

16.09.2022, Rolf Stuppardt, WELT DER KRANKENVERSICHERUNG
Versorgung, Krankenversicherung

Mithilfe von CGM-Systemen können Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen den Glukoseverlauf jederzeit nachvollziehen und Trends für Unter- und Überzuckerungen frühzeitig einschätzen. Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen, deren Stoffwechsel naturgemäß starken Schwankungen ausgesetzt ist, verwendet inzwischen solche Hilfsmittel. „Auf diese Vorteile zu verzichten hieße, ins vergangene Jahrhundert zurückzufallen“, kommentiert DDG Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu den aktuellen Hilfsmittelreport der Barmer. Ein Rückzug aus der Erstattungsfähigkeit solcher Systeme würge die Entwicklung hin zu modernen, sicheren und zukunftsfähigen Technologien ab, die Diabetespatientinnen und -patienten den Alltag erleichtere und zu mehr Lebensqualität führe. Der Barmer Hilfsmittelreport 2022 will den konsequenten Nutzencheck auch für Medizinprodukte einführen. Straub hatte gesagt: „Wir unterstützen moderne Methoden, brauchen aber zugleich aktuelle Bewertungen ihres realen Zusatznutzens. Basis dafür können Routinedaten der Krankenkassen sein, nötigenfalls untermauert durch weitere Studien. So gehen Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte nicht von falschen Voraussetzungen aus.“ Das wird auch grundsätzlich von der DGG und DGE nicht in Frage gestellt. Doch seien die Vorteile der kontinuierlichen Glukosemessung derartig evident, wie z.B. der Hypoglykämie-Alarm, was in bestimmten Fällen lebensrettend sein kann, dass darauf nicht mehr verzichtet werden kann. Der Barmer-Hilfsmittelreport werfe zudem ein falsches Licht auf die Versorgungsrealität und die tatsächlichen Kassen-Ausgaben, ergänzt DDG Mediensprecher Professor Dr. med. Baptist Gallwitz: „Die Kosten für ein CGM werden nur im Einzelfall übernommen. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung prüft die Notwendigkeit und stimmt zu oder lehnt ab – also eine bislang durchaus strenge Auswahl“, betont Gallwitz. Des Weiteren sei der Kostenvergleich der Barmer zwischen Blutzuckermessstreifen und CGM zulasten Letzterem fragwürdig: „Die Kosten für ein CGM-System liegen nicht viel höher, als wenn man sechs bis acht Mal am Tag den Blutzucker mithilfe herkömmlicher Blutzuckermessstreifen misst – was für eine gute Stoffwechselkontrolle absolut notwendig ist“, sagt Gallwitz. Auch die Beobachtung, dass CGM-Patienten häufiger Arzt- und Krankenhausaufenthalte aufweisen, hält er für irreführend. Viele Patientinnen und Patienten mit CGM hätten aufgrund der schwierigeren Stoffwechsellage auch häufiger Begleit- oder Nebenerkrankungen, die solche Besuche rechtfertigen. Da sei das CGM zweitrangig, so Gallwitz.

Barmer Hilfsmittelreport

Stellungnahme der DGG

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