Mehrmonatiger Arbeitskampf bringt finnischen Pflegekräften mindestens 17 Prozent mehr Gehalt

25.10.2022, medhochzwei
Pflege, Politik & Wirtschaft

Vor wenigen Wochen ist in Finnland der bisher längste Tarifkonflikt in der Kranken- und Altenpflege mit einem massiven Gehalts-Plus für die Berufsgruppe zu Ende gegangen. Die Arbeitgeberseite einigte sich mit den beiden finnischen Pflege-Gewerkschaften Tehy und Super auf ein Gehalts-Plus von mindestens 17,3 Prozent für den Zeitraum 2022 bis 2027. Dabei beträgt die Gehaltssteigerung in den ersten drei Jahren (Mitte 2022 bis Mitte 2025) 15,3 Prozent. Zusätzlich zu den jetzt fest vereinbarten Gehaltssteigerungen beinhaltet der Tarifabschluss eine Klausel, die den Beschäftigten in der Pflege für die Jahre 2023 und 2024 zusätzliche Steigerungen garantiert, wenn die durchschnittlichen Tarifabschlüsse in der finnischen Schwer- und Exportindustrie über der Grenze von 1, 9 Prozent liegen. In diesem Fall würden die Pflegekräfte ebenfalls entsprechende zusätzliche Gehaltssteigerungen erhalten.

Der Tarifeinigung, die als historisch gilt, war ein mehrere Monate dauernder Tarifkonflikt vorausgegangen, in dem die beiden Pflegegewerkschaften mehrfach Krankenhäuser, ambulante Gesundheits- und auch Altenpflegeeinrichtungen bestreikt hatten. Im September hatten die Gewerkschaften dann Streiks auf den Intensivstationen mehrerer Universitätskliniken angekündigt, die auf Antrag der betroffenen Kliniken kurzfristig gerichtlich untersagt wurden. Außerdem hatte das finnische Gesundheitsministerium ein Gesetz vorbereitet, das es ermöglicht hätte, Pflegekräfte auch während eines Streiks zur Arbeit in lebenswichtigen Bereichen der Gesundheitsversorgung zu verpflichten. Als Antwort auf diese geplante gesetzliche Zwangsverpflichtung hatten die beiden Pflegegewerkschaften daraufhin wie schon vor acht Jahren in einer ähnlichen Tarifauseinandersetzung mit Massenkündigungen gedroht und auch mit der konkreten Vorbereitung dieser extremen Maßnahme begonnen. Nachdem bereits mehrere Tausend Pflegekräfte eine entsprechende Erklärungen zur Kündigung unterzeichnet hatten, kam es dann Anfang Oktober zur Einigung mit der Arbeitgeber-Seite.

 

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