Missstände in der Pflege

09.11.2022, Hermann Brandenburg
Interviews & Kommentare, Pflege

Wir wissen, dass die Pflege – vor allem die Langzeitpflege – vor großen Herausforderungen steht. Es ist daher kein Wunder, dass immer wieder über Skandale und Missstände berichtet wird. Die mediale Dramatisierung der Problematik allein ist aber wenig hilfreich, wichtiger ist der Blick hinter die Kulissen und die Benennung der Ursachen. Sie liegen letztlich auch in einem Politikversagen, welches die Heime immer stärker zu regulieren versucht. Die Konsequenz ist jedoch, dass das professionelle Ethos vor Ort erodiert und eigenständige Innovationen kaum durchführbar sind.

Die Ausgabe 3/2022 von „ProAlter“ stellt in ihrem Schwerpunkt Hintergründe der Problematik vor, zeigt aber auch Lösungen und Perspektiven auf. Beispielsweise verweist der Beitrag von Hermann Brandenburg auf die Tradition von sog. „Lehrpflegeheimen“, wie wir sie bereits aus dem Ausland kennen. Ebenfalls geht es um eine „Nursing Home Excellence Initiative“, die in den USA erfolgreich war (und ist). Und zu guter Letzt mahnt er einen großen Wurf der Pflegereform an. Dabei muss mehr als ein „Reförmchen“ herauskommen, die Neuaufstellung von Pflegelandschaften muss in den Blick genommen werden. Auch Thomas Klie formuliert Thesen zur Gesamtproblematik, die ebenfalls mit Antworten auf die prekäre Pflegesituation verbunden sind. Mehrfach wird im Heft auf die problematische Kommerzialisierung verwiesen, die – so Klie – „Gift für die Menschlichkeit“ ist. Insgesamt sind wir uns durchaus bewusst, dass eine Negativberichterstattung allein nicht weiterhilft. Dennoch wird immer mal wieder der Finger in die Wunde gelegt – aber mit klaren Ansagen, analytischem Potential und Forderungen an Politik und Praxis.

Univ.-Prof. Dr. Hermann Brandenburg, Prodekan, Leitung Masterstudiengang Pflegewissenschaft, Lehrstuhl für Gerontologische Pflege, Vinzenz Pallotti University, Vallendar, ist Mitherausgeber der ProAlter. Die von ihm erwähnte Ausgabe 3/2022 – Missstände in der Pflege finden Sie hier in unserem Shop.

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 21-2022. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

Anzeige
Anzeige