Berufserfahrung macht bei Pflegegehältern keinen großen Unterschied

26.01.2023, medhochzwei
Pflege, Politik & Wirtschaft, Heilberufe

Eine aktuelle Gehaltsstudie hat die Gehaltsdaten von über 2.600 Pflegekräften und über 1.900 ÄrztInnen verschiedener Fachrichtungen in unterschiedlichen Positionen analysiert – mit eher ernüchternden Ergebnissen im Bereich der Pflege. So verdienen laut der Ergebnisse Pflegekräfte mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung nur 6.511 Euro brutto mehr im Jahr als ihre Kolleginnen und Kollegen, die erst seit zwei bis vier Jahren tätig sind. Das sind 542,58 Euro brutto mehr pro Monat. Der Median des Gehalts liegt, basierend auf den Angaben aller befragten Pflegekräfte in Deutschland, bei 42.906 Euro.

Ein Pflege-Studium kann sich laut der Ergebnisse auch finanziell lohnen: 4.800 Euro brutto, ein Plus von etwa zehn Prozent, sehen Bachelor-Absolventinnen und -absolventen jährlich mehr auf ihrem Konto als ihre Kolleginnen und Kollegen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Durchgeführt wurde die Studie von Gehaltsreporter und doctari, einem Personaldienstleister für Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte.

Regional sind die Unterschiede bei Gehältern in der Pflege eher klein – im Norden und im Osten Deutschlands (42.000 Euro) verdienen Pflegekräfte geringfügig weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Teilen des Landes (43.200 Euro). Die Gehälter sind abhängig vom Fachbereich. Die höchsten Jahresgehälter weisen Pflegekräfte in der Anästhesie und Intensivpflege auf (durchschnittlich 45.600 Euro).

Die nur geringe Gehaltsentwicklung in Relation zur steigenden Erfahrung im Job sieht doctari-Geschäftsführer Prof. Cai-Nicolas Ziegler kritisch: „Der Beruf der Pflegekraft hat sich sehr stark weiterentwickelt. Pflegekräfte müssen immer mehr können, immer mehr leisten, aber das Gehalt ändert sich kaum.“ Laut Ziegler zeigt sich die mangelhafte Bezahlung und Gehaltsentwicklung als einer der Hauptgründe, warum Pflegekräfte ihre Festanstellung aufgeben – aus internen Umfragen unter Pflegekräften die bei doctari in Zeitarbeit tätig waren wisse man, dass das Gehalt für Pflegekräfte der größte Treiber sei, in die Zeitarbeit zu wechseln.

Im Rahmen der Studie wurden auch die Daten von über 1.900 Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen in unterschiedlichen Positionen ausgewertet. Die Verdiensthöhe variiert dabei je nach Weiterbildungsgrad und Fachrichtung. Beispielweise zeigt sich im Bereich der Anästhesiologie nach Weiterbildung vom Assistenz- zum/zur Fachärztin/Facharzt ein Gehalt von 89.640 Euro brutto/Jahr. Im Vergleich zu anderen Fachrichtungen ist der Gehaltssprung nach Weiterbildung laut der Studie hier besonders groß (plus 23.880 Euro brutto pro Jahr). Einen noch höheren Sprung kann man in derselben Fachrichtung beim Aufstieg zum Oberarzt erwarten (plus 30.360 Euro brutto). Starke Unterschiede im Gehalt zeigt die Untersuchung auch regional: Bei gleicher Tätigkeit erhalten ÄrztInnen im Norden Deutschlands weniger Gehalt als Ihre Kolleginnen und Kollegen in westlichen Regionen Deutschlands: Dort haben Ärztinnen und Ärzte jährlich 9.466 Euro brutto mehr zur Verfügung als ihre Kolleginnen und Kollegen in Norddeutschland. Das Mediangehalt in Gesamtdeutschland lag basierend auf den Angaben aller befragten Ärztinnen und Ärzte in Deutschland bei 84.000 Euro.

Für die Untersuchung wurden landesweit die Daten von insgesamt 2.672 Pflegekräften und 1.923 Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen in verschiedenen Positionen ausgewertet (Oktober 2020 bis Oktober 2022). Die Daten wurden über das Online-Tool „Gehaltscheck“ von Gehaltsreporter erhoben. Dieses wurde auf der Website von doctari eingebunden, wo auch die Erhebung der Daten stattfand. Nach Eingabe ihrer Berufs- und Gehaltsdaten konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Angaben direkt mit denen anderer vergleichen. Die bereinigten Angaben beziehen sich auf das Grundgehalt mit 12 Monatsgehältern. Für alle Ergebnisse wurde der Median ermittelt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie wurden durch Gehaltsreporter mittels Vergleich mit weiteren Branchen-Daten validiert.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 02-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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