Digitale Gesundheitsanwendungen sind noch nicht in der Versorgung angekommen

17.03.2023, Prof. Hans Böhme, Healthcare & Hospital Law
Krankenversicherung, Heilberufe

Zwei Jahre nach Einführung von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) zieht der Verband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) Bilanz bezüglich deren Nutzung: „DiGA sind noch nicht in der Versorgung angekommen“.1 Insgesamt wurden bisher rund 164.000 DiGA in Anspruch genommen. Hieraus ergeben sich Leistungsausgaben in Höhe von 55,5 Millionen Euro. Seit Anfang 2022 bewegt sich die Menge der monatlich eingelösten Freischaltcodes auf gleichbleibendem Niveau – zwischen 10.000 und 12.000 DiGA.2

Auch eine AOK-Umfrage3 kommt zu ähnlichen Ergebnissen wie der GKV-Spitzenverband. Die DiGA werden zwar überwiegend von Ärzten verschrieben (68 Prozent), jedoch zeigt die AOK-Umfrage auch deutlich, dass die Patienten von diesen nicht ausreichend über deren Funktionen informiert werden (37 Prozent). Auch eine Auswertung des Nutzungsverhaltens sowie der Resultate der Nutzung durch den behandelnden Arzt gab es bei 44 Prozent der Befragten nicht. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch die Zufriedenheit mit den Anwendungen eher durchwachsen ausfällt: Als unverzichtbar wird die ergänzende Therapie mit DiGA nur von 26 Prozent der Patienten angesehen, weitere 23 Prozent sehen sie nur zum Teil als unverzichtbar. Knapp ein Fünftel der Befragten hatte zudem Probleme bei der Umsetzung der digitalen Therapieinhalte, weitere 28 Prozent gaben an, sie hätten teilweise Probleme gehabt. Für immerhin 15 Prozent der Versicherten passten die Inhalte darüber hinaus nicht zu ihrer individuellen Krankheitssituation. Die genutzten DiGA entsprechen somit nicht immer dem Bedarf und den Bedürfnissen der Versicherten. Der AOK-Bundesverband fordert deshalb eine umfassende DiGA.

 

1 Fokus: Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) - GKV-Spitzenverband, aufgerufen im Internet am 06.03.2023.
2 2022_DiGA-Bericht_BMG (gkv-spitzenverband.de), aufgerufen im Internet am 11.03.2023.
3 Sind DiGA nur ein nettes Gimmick?: AOK Gesundheitspartner, abgerufen im Internet am 06.03.2023.

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