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Quelle: LOHMANN konzept / Bertram Solcher
Die Auftaktpodiumsdiskussein des GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSES trägt in diesem Jahr die Überschrift „Jammern ist keine Option: Mut schon!?“. Was denken Sie denn, Ausrufungszeichen oder Fragezeichen?
Eindeutig Ausrufungszeichen! Aber natürlich nützt Mut alleine auch nicht. Inhaltliche Perspektiven sind die Voraussetzung, um tatkräftig den Wandel zu gestalten. Darüber werden wir auf dem Kongress ausführlich diskutieren. Allerdings ist mir wichtig, mit einer klaren Aussage zu starten.
Welche Themen sehen Sie denn in diesem Jahr im Vordergrund des Interesses der Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
Wir leben schon in stürmischen Zeiten. Die moderne Medizin mit dem starken Trend zu immer mehr ambulanten Angeboten, die Digitalisierung mit den großen Herausforderungen bis hin zur künstlichen Intelligenz und dann der Arbeitskräftemangel, die Inflation mit explodierenden Preisen und vieles mehr beschäftigt die Verantwortlichen in den Gesundheitsunternehmen sehr. Alle diese Fragen stehen deshalb selbstverständlich auf der Agenda des GWK 2024. Das Programm ist zudem bei den Referentinnen und Referenten ein „Who’s Who“ der Gesundheitsbranche.
Wie bewerten Sie die politischen Vorstöße, insbesondere die Krankenhausreform, die die Managerinnen und Manager ja schon seit geraumer Zeit heftig diskutieren?
Während am Beginn der Diskussion viele Akteure sich von der Politik Erlösung in höchster Not erhofft haben, ist jetzt bei den allermeisten von ihnen Ernüchterung eingekehrt. Klar ist inzwischen, einfach nur mehr Geld für alle wird es nicht geben. Deshalb ist das oft zu hörende Motto „Jede Reform ist besser als keine Reform“ auch gefährlicher Unfug. Vielmehr erfordert der Weg aus der aktuellen Sackgasse eine politische Lösung nach dem Motto: JA zur Strukturreform mit der Konzentration komplexer Medizin auf weniger Standorte und gleichzeitig eine Dezentralisierung der Gesundheitsangebote auf Basis der Ambulantisierung. NEIN zur geplanten Finanzierungsreform mit Vorhaltekosten und Selbstkostendeckung. In Hamburg wollen wir über Alternativen zu den misslungenen Vorschlägen diskutieren und die Forderungen der Verantwortlichen der Branche an die Politik formulieren.
Das Stichwort Arbeitskräftemangel ist schon gefallen. Insbesondere in der Pflege hat das Thema bedrohliche Folgen gezeitigt. Welche Rolle spielt dieses Problem auf dem GWK?
Pflege kommt in mehreren Foren des GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESSES explizit vor. Das Spektrum reicht von der Generaldebatte zur Zukunft der Pflege über die interne Strukturierung von Service und Therapie bis hin zum Aspekt der Akquisition von Pflegekräften aus dem Ausland. Im Hintergrund dieser Diskussionen wird häufig die anhaltende Forderung aus der Pflege nach mehr Wertschätzung erhoben. Sie offenbart den mangelnden Sozialen Status der Berufsgruppe. Hier ist neben dem aktiven Handeln der Verantwortlichen in der Pflege selbst auch ein Umdenken in anderen medizinischen Berufen, insbesondere der Ärzteschaft, dringend erforderlich. Mehr Sozialprestige können die Pflegenden nämlich letztlich nur dann erlangen, wenn die Arbeitsteilung zwischen den Akteuren neu geordnet wird. Genauso, wie emanzipierte Frauen nur erfüllt ein neues Leben führen können, wenn sich die Männer emanzipieren und ihre neue Rolle finden und, ganz wichtig, akzeptieren, muss insbesondere die Ärzteschaft erkennen, dass im 21. Jahrhundert Behandlungsentscheidungen nicht mehr ausschließlich ärztlichem Handeln vorbehalten bleiben können. Deshalb reden wir auf dem Kongress auch gerade über dieses häufig noch tabuisierte Thema.
Worauf freuen Sie sich nach all den Jahren beim diesjährigen GESUNDHEITSWIRTSCHAFTSKONGRESS besonders?
Wer mich besser kennt, weiß, dass mich eine Leidenschaft für die experimentelle Gegenwartskunst umtreibt. Daher integrieren wir jedes Jahr auch aktuelle künstlerische Themen in den GWK. In diesem Jahr bieten wir etwas ganz Besonderes. Insgesamt 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Mitwirkende eines einmaligen Mail Art-Projektes werden. Dazu wird der Mail-Artist Jürgen O. Olbrich ein „GesundheitsPostamt“ eröffnen. Dort können die Besucherinnen und Besucher ein Originalkunstwerk in Form einer individuell vom Dokumenta-Künstler gestalteten Postkarte als „Beweisstück“ ihrer Anwesenheit beim Kongress an eine Adresse ihrer Wahl schicken lassen – beispielsweise an die Partnerin oder den Partner, an den Arbeitgeber oder aber, wenn man das Kunstwerk für sich haben will, an sich selbst. Die Karte wird dazu mit einer eigens zum Kongress herausgegebenen Briefmarke versehen und vom Künstler persönlich auf den Postweg gebracht. Wir sind sehr froh, mit Jürgen O. Olbrich einen renommierten Künstler für unser diesjähriges Kunstprojekt gewonnen zu haben. Der GWK 2024 wird auch deshalb zu einem insgesamt inspirierenden Ereignis.
Prof. Heinz Lohmann
Der heutige Gesundheitsunternehmer hat ab 1969 ein Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hamburg absolviert und als Diplom-Soziologe abgeschlossen. Von 1975 bis 1979 war Lohmann als Projektsteuerer in der Planungsgruppe Martin Kirchner in Hamburg tätig. Von 1979 bis 1982 war er Leiter des Pressereferats und ab 1982 Abteilungsleiter in der Gesundheitsbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. 1992 trat er als Vorstand in das Krankenhausunternehmen LBK Hamburg ein, das er von 1997 bis 2005 als Vorstandsprecher leitete.
Lohmann ist heute an einer Reihe von Gesundheitsunternehmen und Start-ups beteiligt. Zudem ist er Präsident verschiedener Gesundheitswirtschaftskongresse. 2002 hat ihm die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, in Würdigung seines Engagements für die Anwendung und Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden im Gesundheitssektor, gem. § 17 des Hamburgischen Hochschulgesetztes den akademischen Titel Professor verliehen. Er ist Autor und Herausgeber diverser Publikationen.
Heinz Lohmann fördert und sammelt gemeinsam mit seiner Frau Ulla seit 1969 experimentelle Gegenwartskunst.
Kontakt: www.lohmannkonzept.de
Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 13-2024. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!