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Aus der „Landesberichterstattung Gesundheitsberufe Nordrhein-Westfalen 2023“ geht hervor, dass 75 Prozent der ausländischen Pflegefachpersonen, die das Anerkennungsverfahren durchlaufen haben, längerfristig nicht mehr in der Pflege in NRW tätig sind. Allerdings bleibt unklar, wohin sie abwandern – „das Schlimme ist, dass wir gar nicht sagen können, wo sie hingehen, weil unser deutsches Datensystem, sagen wir es mal vorsichtig, noch nicht so weit ist“, sagt dazu die Präsidentin der Pflegekammer NRW, Sandra Postel. „In Deutschland wird es den Einrichtungen überlassen, mal besser oder schlechter zu integrieren“, so ihre Einschätzung – das 75 Prozent der ausländischen Pflegefachpersonen längerfristig nicht mehr in der Pflege in NRW tätig seien, sei eine „fatale Folge“ dieser Eigenart.
Thematisiert wurde diese Erkenntnis aus der Landesberichterstattung Gesundheitsberufe kürzlich beim „International Congress of Nursing Regulators“ in Rom. Dort wurde mit Blick auf den internationalen Pflegenotstand deutliche Kritik an Deutschland geübt – der Fachkräftemangel sei in vielen EU-Ländern durch die Bundesrepublik mit verursacht, so die einhellige Meinung der teilnehmenden Experten. „Die WHO Europa hat uns berichtet, dass Deutschland viele Pflegefachpersonen anziehe, aber Pflege nicht weiterentwickele“ – und auch zu wenig für den Verbleib der Experten im Land tue, resümierten Postel, Kammer-Vizepräsident Jens Albrecht, die an der Konferenz teilgenommen haben.
Anders laufe es in Ländern wie Irland, wo ausländischen Pflegefachpersonen mit regulierten Förder- und Qualifikationsprogrammen systematisch dabei geholfen werde, sich zu integrieren – und zu bleiben. Postel kritisierte, dass in der politischen Diskussion ein völlig falscher Fokus gesetzt werde. „Statt sich darauf zu konzentrieren, diese wertvollen Fachkräfte zu halten, verstrickt sich die deutsche Politik in eine unsägliche Migrationsdebatte, die für jede Pflegefachperson, die mit dem Gedanken spielt, hierher zu kommen, abschreckender nicht sein könnte.“ Es sei an der Zeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen: „Wenn Deutschland seinen Ton und seine Politik nicht ändert, verlieren wir nicht nur Talente, sondern schaden auch weiterhin unserem Gesundheitssystem und den Menschen, die auf unsere Pflege angewiesen sind. Wir brauchen eine echte Strategie, um die Pflegenden, die wir gewonnen haben, zu halten und Deutschland zu einem Ort zu machen, an dem wir alle gemeinsam gerne bleiben.“
Gleichzeitig stellte Albrecht fest, dass andere Nationen bereits sehr eng mit der WHO vernetzt sind. „Durch das Fehlen einer bundesweiten Kammer ist die Pflege in Deutschland weder in den Berichterstattungen zu Gesundheits- und Pflegefachperson in Europa vertreten oder zumindest an deren Erstellung beteiligt, noch in die politischen Initiativen der europäischen Vertretung der Pflegekammern eingebunden.“ Dies müsse sich dringend ändern.
Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 17-2024. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!