Umfrage sieht sinkende Akzeptanz für ePA – Kassen zählen geringe Menge an Widersprüchen

06.11.2024, Sven C. Preusker
Digital Health, Politik & Wirtschaft

Widersprüchlich – so könnte man die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zur elektronischen Patientenakte (ePA) für alle, die im kommenden Jahr starten wird, nennen. Einerseits zeichnet sich eine sinkende Akzeptanz ab, die Bereitschaft der Befragten, ihre Daten zu teilen, ist eher gering. Trotzdem erhoffen sich 60 Prozent eine bessere medizinische Versorgung durch die stärkere Datennutzung. Noch widersprüchlicher wird es, wenn man Rückmeldungen von den Krankenkassen zur Zahl der Widersprüche dagegenstellt – so heißt es beispielsweise von der DAK-Gesundheit, die Widerspruchsquote betrage rund ein Prozent. Auch bei der Barmer ist dem Vernehmen nach die Zahl der Widerspräche gering, es gebe sogar erste Rücknahmen von Widersprüchen, schrieb Marek Rydzewski, Chief Digital Officer (CDO) der Krankenkasse, auf der Plattform „LinkedIn“. 

Laut der jetzt veröffentlichten Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte lässt aber die Zustimmung zu wesentlichen Elementen der Digitalisierung im Gesundheitswesen nach. Ein Drittel der Befragten und damit etwas mehr als noch im Vorjahr will laut der Ergebnisse wahrscheinlich oder bestimmt von seiner Opt-out-Option Gebrauch machen und der ePA widersprechen. 67 Prozent der Verbraucher gaben dementsprechend an, sie würden der elektronischen Patientenakte (ePA) wahrscheinlich oder bestimmt nicht widersprechen – das sind fünf Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr (2023: 72 Prozent). Die Bereitschaft, die ePA zu nutzen, steigt dabei mit dem Alter kontinuierlich an – bei den Befragten über 65 Jahren beträgt die Nutzungsbereitschaft 83 Prozent; bei den 18-bis 24-Jährigen dagegen nur 37 Prozent. Basis der Ergebnisse ist eine repräsentative Befragung von 1.000 Verbrauchern im August 2024. Bereits 2023 hatte das Beratungsunternehmen eine vergleichbare Befragung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen durchgeführt. 

Umfragen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen

Eine ebenfalls repräsentative Umfrage des Verbands Bitkom im Mai/Juni dieses Jahres hatte das Ergebnis, dass jeder vierte (26 Prozent) die Nutzung der ePA eher (18 Prozent) bzw. in jedem Fall (acht Prozent) ausschließt. Die Entwicklung war bei den Bitkom-Befragungen genau gegenläufig – im Jahr davor hatten noch 37 Prozent die ePA abgelehnt. 89 Prozent der Befragten hielten in der diesjährigen Bitkom-Befragung die Digitalisierung im Gesundheitswesen grundsätzlich für richtig, 71 Prozent wünschten sich dabei sogar mehr Tempo. Allerdings fühlten sich 48 Prozent der Befragten von der Digitalisierung im Gesundheitswesen überfordert. 

Laut der aktuellen Deloitte-Umfrage wächst insbesondere bei den Jüngeren die Skepsis. Seien im vergangenen Jahr noch 45 Prozent der 18- bis 24-Jährigen der Meinung gewesen, dass sie der ePA-Nutzung wahrscheinlich oder bestimmt nicht widersprechen würden, so seien aktuell nur noch 37 Prozent dieser Ansicht, hieß von den Autoren. Grund für die Skepsis über alle Altersklassen hinweg sind vor allem auf Sorgen um die Datensicherheit und ein „unklarer Zusatznutzen“. 58 Prozent der Befragten befürchten, dass ihre Daten nicht ausreichend sicher sind (im Vorjahr waren es noch 75 Prozent). Etwa genauso viele (mit 55 Prozent fünf Prozent mehr als 2023) haben Zweifel am Zusatznutzen und nennen dies als Grund für ihre ablehnende Haltung. 

Vorteile durch Datennutzung erwartet – aber Bereitschaft zum Teilen von Daten ist niedrig

Aber das Bild ist nicht einheitlich. Die meisten Befragten sind sich laut der Ergebnisse bewusst, dass Gesundheitsdaten einen erheblichen Mehrwert in der Forschung sowie der Entwicklung von personalisierten Behandlungsmethoden haben. 83 Prozent der Befragten sehen grundsätzlich einen Vorteil in der Nutzung von Gesundheitsdaten. Konkret erhoffen sich 60 Prozent eine bessere Versorgung (siehe auch oben); 44 Prozent erwarten geringere Beiträge zur Krankenversicherung. Doch die Bereitschaft, eigene Daten beizutragen, ist gering. Lediglich 47 Prozent bezeichnen sich selbst als offen oder sehr offen für das Teilen ihrer Gesundheitsdaten.


Antworten auf die Frage: „Wem vertrauen Sie beim Umgang mit Ihren Gesundheitsdaten am meisten?“
Quelle: Deloitte Center for Health Solutions: Repräsentative Umfrage zur Digitalisierung im Gesundheitswesen 2024

Versicherte vertrauen beim Umgang mit Gesundheitsdaten insbesondere Ärzten. Das Vertrauen in Ärzte im Umgang mit Gesundheitsdaten steigt mit dem Alter an und führt zu signifikanten Unterschieden zwischen Jung (18-bis 34-Jährige: < 50 Prozent mit größtem Vertrauen) und Alt (65+: > 70 Prozent mit größtem Vertrauen).

„Die Befragung zeigt: Wir müssen die Menschen stärker über die Vorteile eines umfassend digitalisierten Gesundheitswesens aufklären und den Mehrwert zum Beispiel der elektronischen Patientenakte greifbar machen“, sagt Ibo Teuber, Partner bei Deloitte und zuständig für den Gesundheitssektor. „Das ist eine der Voraussetzungen für den Erfolg der ePA und die weitere Digitalisierung des Gesundheitswesens.“

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 18-2024. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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