Weg für Patientenlotsen in die Regelversorgung ebnen

07.11.2024, medhochzwei
Case Management, Versorgung, Pflege

Am 3. Tag der Patientenlotsen diskutierten die Teilnehmenden in Berlin über die Vorteile einer Sozialgesetzbuch-übergreifenden, interprofessionellen Versorgung durch Patientenlotsen.

Eingeladen hatten der Bundesverband Managed Care (BMC), die Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC), die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch von Experten aus dem Sozial- und Gesundheitswesen über die Integration von Patientenlotsen in die Regelversorgung und die Vorteile für eine interprofessionelle Versorgung.

Dabei ging es den Organisatoren nicht nur um den weiteren Erkenntnisgewinn: In einem gemeinsamen Aufruf an die Politik, der auf der Veranstaltung erstmals öffentlich vorgestellt wurde, fordern die Experten sowie Mitzeichnende die Vorbereitung einer gesetzlichen Verankerung von Patientenlotsen. Ziel ist es, die Versorgung von Menschen mit komplexen Gesundheitsbedarfen langfristig zu verbessern.

„Modellprojekte haben gezeigt, dass Patientenlotsen die Kommunikation und Koordination im Gesundheitssystem optimieren, Praxen entlasten, Krankenhausaufenthalte verkürzen und Fehlversorgung verhindern. Lotsen verknüpfen Gesundheitsversorgung und Sozialleistungen, was zu einer effizienteren, patientenzentrierten Versorgung führt“, betonte Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

Auch Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des BMC, unterstrich die Notwendigkeit, Patientenlotsen flächendeckend einzusetzen: „Care und Case Management bei komplexen Erkrankungen gehört in den Leistungskatalog der GKV. Noch ist der Zug dafür nicht abgefahren. In den aktuellen gesundheitspolitischen Vorhaben müssen die Weichen daher so gestellt werden, dass Versorgungsverbesserungen durch Lotsen allen Patienten zugänglich gemacht werden.“

Erfahrungsberichte aus bestehenden Projekten

Deutschlandweit gibt es bereits über 50 Patientenlotsen-Projekte. Zwei Beispiele wurden in Berlin vorgestellt: die Demenzlotsen aus dem Kreis Minden-Lübbecke und die Lotsenprojekte im Bereich Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung. Die Praxisberichte verdeutlichten die inzwischen große Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten von Patientenlotsen.

Die vorgestellten Projekte würden zeigen, dass Lotsen in unterschiedlichen Bereichen sinnvoll eingesetzt werden könnten, so Constantin Grosch, niedersächsischer Landtagsabgeordneter und Bundesvorstandsmitglied der DGM. Man verfüge über einen großen Erfahrungsschatz, den es politisch zu nutzen gelte. Auch die Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich (SPD) sprach sich für das Lotsenmodell aus: „Die Patientenlotsen halte ich bei vielen Erkrankungen für sinnvoll.“

Patientenlotsen als Bindeglied zwischen Sektoren

Patientenlotsen spielen eine zentrale Rolle in der Betreuung von Menschen in komplexen Lebens- und Krankheitssituationen, etwa nach einem Schlaganfall oder bei seltenen Muskelerkrankungen. Sie verknüpfen die Leistungen verschiedener sozialer Sicherungssysteme und gewährleisten eine kontinuierliche Versorgung ausgehend von den Bedürfnissen des Patienten. „Patientenlotsen sind dabei professionelle Kräfte. Als Case und Care Manager arbeiten sie qualitätsgesichert in verschiedenen Kontexten“, erklärte Prof. Hugo Mennemann von der DGCC.

Die Veranstaltung machte erneut deutlich, wie wichtig die Verankerung der Patientenlotsen in der Regelversorgung ist. Sie stellen das notwendige Bindeglied zwischen Gesundheits- und Sozialleistungen dar und tragen maßgeblich zu einem besseren und effizienteren Versorgungsmanagement bei.

Die im medhochzwei Verlag erscheinende Zeitschrift „Case Management“ beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe 3/2024 unter anderem mit dem Thema „Brücken bauen in der Patientenbegleitung“, Schwerpunktthema der Ausgabe ist „Integrationsbegleitung“. Herausgeber der Zeitschrift sind die Fachgesellschaften für Care und Case Management im deutschsprachigen Raum.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 18-2024. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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