seit Ende 2020 stehen digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) flächendeckend als neue Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung. Zeit für eine erste Bilanz! 50.000 DiGA wurden laut GKV -Spitzenverband im Zeitraum von einem Jahr ärztlich verordnet. Aber haben die verordneten DiGA auch einen Nutzen für die Versorgung und die Patienten gehabt? Sind die bisherigen Anwendungen innovativ? Sven Preusker hat den Bericht des GKV-Spitzenverbands für Sie ausgewertet.
Einladen möchte ich Sie sehr herzlich zu unserem 5. Heidelberger Forum Gesundheitsversorgung am 27./28. April im schönen Heidelberg. Wir freuen uns, das Forum in diesem Jahr gemeinsam mit der Gesundheitsplattform Rhein-Neckar durchzuführen. Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstand der Gesundheitsplattform, und Rolf Stuppardt, Herausgeber der Welt der Krankenversicherung, stellen Ihnen im Video-Interview die Themen und Referenten des Heidelberger Forums vor. Es lohnt sich auf jeden Fall schon am Vorabend zum gemeinsamen Abendessen mit Referenten und Teilnehmern und der Dinner Speech von Prof. Dr. Gerd Antes zum Thema „Politik und Wissenschaft in der Pandemie – Freund oder Feind?“ anzureisen.
Augenheilkunde in Deutschland: Ein dynamisches Marktumfeld mit einem rasanten Wandel
Hierbei steht natürlich die medizinische Versorgung im Vordergrund. Hier gibt es z. B. Weiterentwicklungen im Bereich der Behandlung von Netzhautdegenerationen („Netzhautchips“), den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Früherkennung weitverbreiteter Erkrankungen oder den Einsatz von Hightech zur Behandlung von „Volkskrankheiten“ (Femtosekundenlaser zur OP des Grauen Stars).
v.l. Dr. med. Martin A. Zeitz, Dr. rer. pol. Thomas Haupt
Damit aber die medizinische Versorgung auch in Zukunft auf qualitativ hochwertigem Niveau aufrechterhalten werden kann, müssen die Strukturen im Hintergrund adäquat ausgestaltet sein. Im Vordergrund steht dabei sicherlich das Personal, ohne das schlichtweg die Versorgung nicht möglich ist. Erst jüngst erregte eine Studie Aufsehen, nach der in Deutschland über alle Berufsgruppen hinweg bis 2030 eine Fachkräftelücke von 6,7 Millionen Arbeitskräften entstehen wird.1
Fachkräftesicherung und -gewinnung stellen für die Zukunft der Augenheilkunde daher Kernaufgaben dar. Zusätzlich werden die größtmögliche Standardisierung und Zentralisierung von Aufgaben wichtiger, um das nicht-medizinische Personal von unnötigen Tätigkeiten zu entlasten. Darunter soll und darf aber natürlich nicht die Qualität der medizinischen Leistungserbringung leiden. Deshalb wird in Zukunft auch der Messung und Sicherung der medizinischen Ergebnisqualität eine immer wichtigere Bedeutung zukommen. Auch hier können Automatisierung und Digitalisierung unterstützen. Inwieweit große ophthalmologische Gruppen diese Aufgabe möglicherweise am besten meistern können, wird sich zeigen. Die großen Gruppen wachsen jedenfalls weiter und bringen das nötige Kapital mit.
Dr. rer. pol. Thomas Haupt ist seit 2013 Kaufmännischer Leiter der Augenklinik Dardenne und Geschäftsführer der Klinik-MVZs. Zuvor hat er über 9 Jahre mehrere Stationen im Controlling verschiedener Gesundheitseinrichtungen und einer Airline durchlaufen. Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Universität der Bundeswehr München, u. a. mit Schwerpunkt Gesundheitsökonomie.
Dr. med. Martin A. Zeitz ist Facharzt für Augenheilkunde und Unternehmer. Nach der Facharztausbildung im St. Martinus-Krankenhaus Düsseldorf (PD Dr. Lemmen) trat er als Gesellschafter in eine Großpraxis in Düsseldorf ein uns verantwortete dort den Bereich der Refraktiven Chirurgie (in Kooperation mit Prof. Theo Seiler).
Seit Ende 2020 stehen digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) flächendeckend als neue Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur Verfügung. In einem Bericht zum Zeitraum 1.9.2020 bis 30.9.2021 zieht der GKV-Spitzenverband (GKV-SV) nun eine erste Bilanz zur Inanspruchnahme und Entwicklung der Versorgung mit digitalen Gesundheitsanwendungen. Insgesamt wurden im Berichtszeitraum rund 50.000 DiGA ärztlich verordnet oder von den Krankenkassen genehmigt, wovon nur knapp 80 Prozent bereits aktiviert wurden, hieß es vom GKV-SV.
Für den Kassenverband ist auffällig, dass nur ein Viertel der Anwendungen dauerhaft ins BfArM-Verzeichnis aufgenommen wurde und der Nutzen belegt werden konnte. Drei Viertel hingegen seien weiterhin nur zur Erprobung gelistet, da sie innerhalb eines Jahres noch keine positiven Versorgungseffekte hätten nachweisen können. Die Erwartungen hätten bisher kaum erfüllt werden können, obwohl der Gesetzgeber den Herstellern maximalen Freiraum geschaffen habe, um Produkte auf den Markt zu bringen, die die Versorgung der Versicherten maßgeblich verbessern könnten. Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband, betonte allerdings, die DiGA hätten großes Potenzial. „Sie könnten Brücken schlagen zwischen Patientinnen und Patienten, deren Behandelnden, den Versorgungsbereichen und den unterschiedlichen Fach- und Berufsgruppen.“ Die Analysen des Verbands würden aber auch nahelegen, dass sie derzeit statt als funktionales Scharnier eher als Begleitung oder Coach ausgestaltet würden. Wenn eine DiGA bloß Leitlinieninhalte oder Selbsthilfe-Manuale digital abbilde, sei aber der Innovationscharakter begrenzt. „Nach über einem Jahr DiGA sehen wir in der GKV eine eher verhaltene Nachfrage. Vor dem Hintergrund des geringen Innovationscharakters und der fehlenden Nutzennachweise kann das niemanden überraschen“, so Stoff-Ahnis.
Viele der in die Regelversorgung aufgenommenen DiGA würden sich auf Krankheitsbilder mit sehr hohen Prävalenzen und potenziellen Nutzerzahlen in der GKV beziehen, hieß es von dem Verband. Ein Schwerpunkt zeigt sich laut der Erhebung im Bereich der psychischen Erkrankungen, auf welchen sich die Hälfte der im BfArM-Verzeichnis im Berichtszeitraum gelisteten 20 DiGA beziehe. Ein weiterer Fokus seien Erkrankungen des Nervensystems. Mit fast 90 Prozent sei die überwiegende Mehrheit der DiGA ärztlich oder psychotherapeutisch verordnet worden, ca. zehn Prozent kamen nach Genehmigung durch die Krankenkasse zur Anwendung. Rund ein Drittel der Verordnungen sei durch Hausärztinnen und Hausärzte und 20 Prozent durch Fachärztinnen und Fachärzte für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde ausgesprochen worden.
Die gesetzlichen Bedingungen, unter denen die DiGA in den gesetzlichen Leistungskatalog integriert sind, würden zu wenig Wert auf den positiven Versorgungsnutzen für die Patientinnen und Patienten legen und zu überhöhten Preisen führen, hieß es vom GKV-SV – dabei könnten DiGA die Versicherten dazu befähigen, ihre Versorgung aktiv mitzugestalten und zu Behandlungserfolgen selbst beizutragen. Das Preisspektrum bei den DiGA erstreckt sich laut der Untersuchung von 119 Euro bis 744 Euro für drei Monate.
medhochzwei Verlag (Hrsg.)
Sven Preusker Klinik Markt inside: aktueller Branchendienst für das Gesundheitswesen
„Klinik Markt inside“ ist der aktuelle Branchendienst für das Gesundheitswesen. Er erscheint alle 14 Tage, im Sommer alle drei Wochen, mit 24 Ausgaben im Jahr. In den wechselnd vorkommenden Rubriken Hintergrund/Schwerpunkt, Köpfe, Digital Health, Praxis, Personal, Politik, Markt, International und Management werden aktuelle Themen, Studien und Meinungen aufgegriffen und auf 16 Seiten pro Ausgabe aufbereitet. Ergänzt werden diese Inhalte um die Kolumnen Führen im Wandel, Krankenhaus und Recht sowie Krankenhaus und Steuern, die von ausgewiesenen Experten der jeweiligen Bereiche beigesteuert werden.
Im 20. Jahrgang lesen Managerinnen und Manager, Vorstände sowie Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer in Krankenhäusern, von Krankenhausträgern und Krankenkassen, Beraterinnen und Berater, Kaufmännische Leitungen, Pflegedienstleitungen, IT-Leiterinnen und -Leiter, Anwälte im Gesundheitswesen, Leitende Ärztinnen und Ärzte, Leitende Angestellte und alle Interessierten in destillierter Form die relevantesten News, Meldungen und Entwicklungen.
Interviews mit Persönlichkeiten der Branche sowie pointierte Kommentare von Praktikern in allen Bereichen des Gesundheitswesens sind ein weiterer wichtiger Bestandteil von Klinik Markt inside, der die Berichterstattung der Redaktion ergänzt.
In der kommenden Ausgabe 06/2022 von Klinik Markt inside wird es unter anderem um die Zukunft der Pflegefinanzierung und Personalausstattung im Krankenhaus gehen, mit der sich der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe kürzlich in einem Positionspapier beschäftigt hat. Auch die Potentiale der Telemedizin werden ein Thema sein – um allen Patientinnen und Patienten eine gleiche Teilhabe an der Telemedizin zu ermöglichen, schlägt der der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung vor, ein sogenanntes Telemedizinisches Versorgungszentrum (TMVZ) als neuen Leistungserbringer zu etablieren. Außerdem geht es um die Risk Standardized Mortality Rate (RSMR), die von Forschern der Uniklinik Heidelberg als Innovativer Parameter zur Ergänzung der Mindestmengen entwickelt wurde. Hinzu kommen aktuelle Meldungen aus der Politik und zum Krankenhausmarkt.
Weitere Informationen zu Klinik Markt inside finden Sie hier.