Walther/Timm (Hrsg.), Digitale Gesundheitsregionen – Praxishandbuch für regionale und nachhaltige Versorgungsnetzwerke

16,2 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sind 65 Jahre alt oder älter. Das bedeutet, dass etwa jeder sechste von ihnen bald einen Nachfolger benötigt oder seine Praxis schließen wird. Bei den Zahnärzten sind es 17,8 Prozent, bei den Psychologischen Psychotherapeuten 16,0 Prozent. Die Angaben stammen aus der jährlichen Versorgungsanalyse der Stiftung Gesundheit aus Hamburg. Vorhandene Versorgungssysteme sind damit nicht mehr ausführbar. Auch im Krankenhausbereich ändert sich die Versorgungslandschaft. Immer weniger Ärzte, immer weniger Pflegefachkräfte, immer weniger Therapeuten sind verfügbar. Zumal sich eine innovativere Veränderung vor allem durch das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) ergeben wird. Die Gesundheitsversorgung muss somit im Sinne von regionalen und digitalen Versorgungsnetzwerken nachhaltig neu gedacht, gestaltet, finanziert und gesteuert werden.
Das vorliegende aktuelle Praxishandbuch geht auf die geänderten Rahmenbedingungen ein und zeigt die Herausforderungen für peripher-ländliche Regionen auf. Die Herausgeber und 38 Autoren befassen sich in 20 Beiträgen mit den Möglichkeiten der Organisation und Voraussetzungen für erfolgreiche nachhaltige Versorgungsnetze, gehen auf Herausforderungen und Chancen digitaler Versorgungslösungen ein und beschreiben konkrete Projekte digitaler Gesundheitsregionen, aus denen sich Lösungsansätze und Erfahrungen für künftige Versorgungsnetze ableiten lassen. Wie radikal das Umdenken sein muss, zeigt der Beitrag von Vorberg, Der Patient als neuer Leistungserbringer: Die klassischen Rollen Patient und Leistungserbringer müssen überdacht werden. Der Patient ist zunächst einmal sein eigener Arzt. Im Internet findet er Lösungen, mit denen er viele Fragen selbst angehen kann. Der Arzt wird zum Moderator und ist nicht mehr der Heiler, dem sich der Patient ehrfürchtig unterwirft.
Die Idee von Gesundheitsregionen ist nicht neu, gleichwohl zeigt sich – wie so oft – die Lücke zwischen Theorie und Umsetzung sowie vor allem der Finanzierung. Bei einer Vielzahl von auf unterschiedliche Art geförderten Projekten blieb es bei temporären Ansätzen. Nun ändert sich dies zugunsten nachhaltiger hybrider und interprofessioneller Versorgungsstrukturen. Das GVSG wird diesen Prozess durch die Themen Gesundheitskiosk, Primärversorgungszentren und Gesundheitsregionen noch weiter beschleunigen.
Dieses Praxishandbuch ist einzigartig und von allergrößter Bedeutung, weil es den Verantwortlichen in der Gesundheitsversorgung Wege aufzeigt, die künftigen Herausforderungen zu stemmen. Weiter so, geht nicht. Wir müssen uns alle mit radikalen Veränderungen auseinandersetzen. Insoweit gibt dieses Handbuch allen, die mit diesen Fragen zu tun haben, verlässliche Informationen auf hohem Niveau.
Philipp Walther/Lars Timm, Digitale Gesundheitsregionen – Praxishandbuch für regionale und nachhaltige Versorgungsnetzwerke, 2024, medhochzwei Verlag, Heidelberg, 257 Seiten, Softcover oder epub, 65,00 €, ISBN: 978-3-86216-997-9.
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