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Verloren im Marketing-Sprachdschungel der Sozialimmobilienentwicklung

Liebe Leserinnen und Leser,

Es kann selbst Fachleuten heutzutage manchmal schwerfallen, im Markt der Sozialimmobilien die Orientierung zu behalten. Denn da wimmelt es geradezu von schicken Produktnamen und neuen Wohn- und Pflegeangeboten: zu den Klassikern Pflegeheim und Altenwohnheim, dem Betreuten Wohnen, Wohnstiften und Residenzen sind das Service-Wohnen, Wohnen plus, Mehrgenerationenwohnen, Senioren-Apartments, verschiedenste WG-Formen und immer mehr sogenannte Seniorenquartiere hinzugekommen.

Von all den englischen Wortschöpfungen auf Living, Care und Best ganz zu schweigen. Und ob diese Wohn- und Pflegeformen unter das jeweilige Landesheimrecht fallen oder einfach nur „ganz normale Wohnungen“ sind, ob mit den Nutzern WBVG-Verträge abgeschlossen werden oder wie es sich mit der pflegerischen Versorgung nach SGB XI verhält – das sind dann schon die Fragen für die Eingeweihten; großes sozialpolitisches und sozialrechtliches Kino!
1995, als mit der Pflegeversicherung auch eine weitgehende Marktöffnung und Wettbewerbsorientierung eingeleitet wurden, konnten nur wenige damit rechnen, dass Sorge, Pflege und Daseinsfürsorge zu einer Milliardenbranche werden könnten. Insbesondere bei der Sozialimmobilienentwicklung wird massiv, im großen Stil auch internationales Kapital in Deutschland platziert. Schon interessant, wenn sich beispielsweise skandinavische und nordamerikanische Pensionsfonds ihre Einlagen für die Altersversorgung über Invest in deutsche Pflegeheime absichern. Die deutsche Sozialversicherung, gespeist aus Steuergeldern und Beiträgen aller versicherten Bürgerinnen und Bürger, garantiert eben ein exzellentes Ranking im globalen Finanzmarkt. Aber auch so mancher „Kleinanleger“ will vom Kuchen Sozialimmobilien mit einer immer noch akzeptablen Verzinsung profitieren. Statt wie früher als „Steuersparmodell“ die kleine Eigentumswohnung gibt es jetzt – manchmal praktisch gleich am Bankschalter – das Pflegezimmer als sichere Geldanlage. Kein Vorwurf – so ist unsere Welt!
Aber welche Auswirkungen hat diese weitgehende Ökonomisierung des Sozialen? Entstehen Pflegeheime, weil sie gebraucht werden oder weil Kapital eine sichere Anlageform sucht und finden muss? Oder aber rettet gerade jetzt (und in Zukunft) privates Kapital unsere Versorgung bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit, weil die öffentlichen Kostenträger überhaupt nicht mehr in der Lage sind, notwendige Neuinvestitionen zu schultern, geschweige denn all die längst schon anstehenden oder überfälligen Sanierungen zu wuppen?
Ich hatte die große Freude diese wichtigen Fragen der deutschen Sozialwirtschaft mit Martin Hölscher, einem der maßgeblichen und ausgewiesenen Fachleuten der deutschen Sozialimmobilienwirtschaft, zu erörtern. Seine Antworten auf meine „3 Fragen“ sind mehr als spannend ...

Mit herzlichen Grüßen
Dr. Stefan Arend

 
 
 

 
 
 

Pflege, Politik & Wirtschaft
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... den Experten für Sozialimmobilien Martin Hölscher!
 

Als einer der führenden Fachleute für Sozialimmobilien verfolgen Sie seit vielen Jahren wie kaum ein anderer intensiv das Marktgeschehen in Deutschland. Welche Immobilienprodukte stehen aktuell hoch im Kurs?
Bedingt durch das historisch niedrige Zinsniveau sowie den Anlagedruck vieler institutioneller Anleger aus dem In- und Ausland erfreuen sich aktuell nahezu alle Arten von Sozialimmobilien einer hohen Nachfrage.

Wir sind überrascht, dass massiv auch in neue Pflegeheime investiert wird; insbesondere in den Bundesländern, in denen die Rahmenbedingungen der Refinanzierung vernünftig geregelt wurden, so z. B. in Baden-Württemberg. Im Fokus stehen jedoch die Angebote, die einen fließenden Übergang vom Servicewohnen im Alter in weiterführende Betreuungsformen wie ambulante Pflege, Tagespflege oder Pflegewohngemeinschaft an ein und demselben Standort anbieten. Auch sehen wir immer häufiger intergenerative Angebote, also Kita und Seniorenwohnen Tür an Tür. Aber auch hybride Angebote, bei denen Arztpraxen, Physiotherapiepraxen, Sanitätshäuser, Apotheken bis hin zum Lebensmitteleinzelhandel das Nutzungsspektrum erweitern, sind auf dem Vormarsch. Der Ausbau des Angebotes im Residenzsegment hingegen geht nur schleppend voran – ein Grund hierfür liegt in der mangelnden Verfügbarkeit attraktiver Grundstücke bzw. den exorbitanten Preisen, die inzwischen hierfür verlangt werden.

Die Branchennachrichten überschlagen sich mit positiven Erfolgsmeldungen und zeichnen das Bild eines milliardenschweren, international verzahnten Gesundheits- und Sozialimmobilienmarktes. Gibt es aus Ihrer Sicht eigentlich auch Anzeichen für die „Grenzen des Wachstums“?
Die gibt es. Weniger von Seiten der Nachfrage als von Seiten des Arbeitsmarkts. Gerade im Bereich Neubau von Pflegeheimen muss immer auch der lokale Arbeitsmarkt gut im Blick behalten werden. Das knappe Gut sind examinierte Pflegekräfte. Und für die Eröffnung eines neuen 80-Betten-Hauses werden davon ca. 40–50 benötigt. Am Fachkraftschlüssel hat sich auch durch die letzte Gesetzesänderung nichts Wesentliches geändert. Aber der Fachkräftemangel trifft ja auch für andere Lebensbereiche, wie z. B. das Handwerk, zu. Aber auch die Verfügbarkeit attraktiver Grundstücke ist, nicht nur bezogen auf das Residenzsegment, endlich und setzt Grenzen.

Ohne Privatkapital werden die vielfältigen Aufgaben unserer Sozialwirtschaft nicht zu schultern sein. Die Experten sind sich einig: Wir brauchen Invest vor allem zur Unterstützung der Sorgearbeit im Lande. Beißt sich das mit den Forderungen nach Gemeinwohlorientierung und der Rückbesinnung auf gemeinnützige, kommunale Lösungen?
Hier müssen wir scharf trennen: Bezogen auf den Sozialimmobilienmarkt ist der Einsatz privaten Kapitals gewünscht, notwendig und sinnvoll. Die Rahmenbedingungen, insbesondere die Investitionskostenregelungen im stationären Segment, müssen so festgelegt sein, dass sie faire Bedingungen schaffen zwischen Investoren, Nutzern und öffentlicher Hand. Sollen Angebote auch außerhalb der stationären Versorgung geschaffen werden für finanziell weniger leistungsstarke Bevölkerungsgruppen, muss die öffentliche Hand dies entsprechend fördern.
Bezogen auf Investitionen zur „Unterstützung der Sorgearbeit im Lande“ bin ich, was den Einsatz privaten Kapitals betrifft, deutlich skeptischer. So sehr wir das Engagement und die Initiative privater Anbieter benötigen, so sehr diese Anbieter in den letzten 25 Jahren nach Einführung der Pflegeversicherung den Markt, das Angebot, die Angebotsvielfalt und -qualität auch bereichert haben, die großen Investitionen in Betriebsübernahmen und organisches Wachstum, die heute getätigt werden, wie z. B. von französischen Aktiengesellschaften oder Privat Equity-Gesellschaften, um sich mehr und mehr Marktanteile in der Sozialwirtschaft zu sichern, dienen nicht in erster Linie dem Gemeinwohl. Ihr Ausgangspunkt sind Anlagestrategien, die der Mehrung des eingesetzten Kapitals ihrer Anleger dienen. Dafür bietet sich der stark fragmentierte, sicher und solide durch Sozialversicherungen, Steuern und angespartes Privatvermögen finanzierte deutsche Pflege- und Gesundheitsmarkt, der vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung weiter stark wächst, als idealer Ort für ein sicheres und lohnendes Investment an.
Investitionen in den Ausbau der Sorgearbeit im Lande, die mit einer Stärkung gemeinnütziger und kommunaler Lösungen einhergehen sollen, werden von öffentlicher Hand getätigt werden müssen, sollen sie den erwünschten Zweck erfüllen. Private Anbieter können in die Leistungserbringung mit einbezogen werden. Dieser Aufgabe werden sie sich auch sicherlich nicht entziehen.

Martin Hölscher ist Sachbereichsleiter Ankauf Gesundheitsimmobilien bei der Aachener Grundvermögen: m.hoelscher@aachener-grund.de

 
 
 



Werben um Geflüchtete aus der Ukraine hat einen ethischen Aspekt

Aus Sicht des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) ist das Werben um aus der Ukraine geflüchtete Frauen als Kräfte im Bereich der Pflege und im Bereich der häuslichen Betreuung zwiespältig zu betrachten. Die Frage, ob ukrainische Frauen hier Jobs in der Pflege übernehmen sollen, sei nicht unumstritten, sagte der KDA-Vorstandsvorsitzende Helmut Kneppe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das klingt auf den ersten Blick naheliegend, verdient aber einen zweiten Blick", so Kneppe.

Der Vorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) betonte: „Der Gedanke, ukrainischen Pflegekräften, die zum Teil hochtraumatisiert sind, hier eine Arbeit anzubieten, hat ganz klar einen gewichtigen ethischen Aspekt. Es muss klar sein: Menschen auf der Flucht vor Krieg sind nicht die Lösung unseres Pflegeproblems.“

Hier gehe es zuerst um die geflüchteten Menschen, es gehe um Schutz und Hilfe. „Besonders genau sollte man hierauf zum Beispiel auch in Situationen achten, in denen sich Geflüchtete etwa an Einrichtungen wenden, um eine Therapie zu machen.“

Auf gar keinen Fall dürfe es zu Situationen kommen, in denen das Schutzbedürfnis und die Situation der Geflüchteten ausgenutzt werden oder auch nur Druck ausgeübt werde, so Kneppe. „An erster Stelle stehen Schutz, Hilfe und Unterstützung.“ Bestehe wirklich der Wunsch, hier zu bleiben und in der Pflege zu arbeiten, so solle geschaut werden: Wird eine Arbeit auf Zeit gewünscht, welche Mitarbeit wird gewünscht, oder geht es um einen Einwanderungswunsch? Entsprechend sollten eine Einarbeitung, Sprachkurs, Kinderbetreuung und Integration gewährleistet sein – unter Berücksichtigung möglicher Traumatisierungsfolgen.

 
 
 

 

Folge 38:
Glaube und Spiritualität 


In dieser Sendung geht es um Glauben bzw. Spiritualität und Demenz. Menschen mit Demenz haben oftmals eine spirituelle Seite – ob sie kirchlich angebunden sind oder nicht. Die heute alte Generation ist ein wichtiger Teil der Kirchengemeinden. Wenn Menschen eine Demenz entwickeln, ziehen sie sich häufig aus dem Gemeindeleben zurück – aus Scham, weil sie nicht mehr mitkommen oder weil sie sich nicht willkommen fühlen. Es gibt Ansätze, dies zu verändern und die spirituellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz innerhalb und außerhalb von Kirchen zu erfüllen. Wir sprechen u. a. mit Pfarrerin Geertje Bolle und Katrin Albroscheit vom Geistlichen Zentrum für Menschen mit Demenz und deren Angehörige in Berlin und mit Antje Koehler von Demenzsensibel in Kirche und Kommune aus Köln.

 

Jetzt in den aktuellen Podcast reinhören.

 
 
 

 
 
 
 
 
 


Gerade erschienen:
Greiner/Batram/Gensorowsky/Witte
AMNOG-Report 2022

 
 
 


Gerade erschienen:

Heger et al.
Pflegeheim Rating Report 2022

 
 
 

 
 
 
Vorstellung des Pflegeheim Rating Reports 2022 (Trailer)
Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse des „Pflegeheim Rating Reports 2022“ mit den Autorinnen un...
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Trailer zum Online-Seminar: Mit Demenz umgehen – Kommunikation mit Menschen mit Demenz
Wenn wir mit Menschen mit Demenz sprechen, sollten wir sie nicht korrigieren und mit Fehlern konfron...
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„Hörzeit – Radio wie früher“, das Audiomagazin für Menschen mit Demenz

   

 



Bei Menschen mit Demenz findet Erinnerung nicht mehr über kognitive Reize statt, sondern über emotionale. Hörzeit gelingt diese emotionale Aktivierung durch bekannte Musikstücke, die Verwendung von Sprichworten und Abzählreimen sowie durch eine Moderation, die die Kommunikationstechniken der Validation umsetzt, die also eine echte und tiefe Wertschätzung gegenüber Menschen mit Demenz aufbringt, sie mit ihren Gefühlen und Gemütszuständen ernst nimmt und nicht zu viele Informationen übermittelt. Deswegen sind die Audiomagazine auch bewusst langsam produziert und lassen den Moderationen, der Musik und den Klängen Raum.
 

Die Gesamtausgabe umfasst folgende Ausgaben:


Jede Ausgabe ist etwa 45 Minuten lang. Es schließt sich jeweils ein ca. 10–15 Minuten langer Teil für Angehörige an: Dort werden Bücher, Spiele, Hilfsangebote, Institutionen und Menschen vorgestellt. Die Ausgaben sind als CD oder mp3-Download erhältlich.

 
 
 

 
 
 



PflegePlus 2022

Fachmesse für den Pflegemarkt

17. – 19. Mai 2022, Messe Stuttgart
 

Weitere Informationen

 
 
 
 
 
 



IRMA –
Internationale
Reha- und Mobilitätsmesse


05. – 07. Mai 2022, Messe Hamburg

 

Weitere Informationen

 
 
 



medhochzwei Verlag GmbH

Alte Eppelheimer Str. 42/1

69115 Heidelberg

 

Tel.: +49 (0) 62 21 / 9 14 96 - 0

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Handelsregisternummer

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Geschäftsführung: Julia Rondot

 
 
 
 

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