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Liebe Leserinnen und Leser,

Hand aufs Herz! Wann haben Sie sich zuletzt mit einer Kollegin oder einem Kollegen, die im Ausland in einer Pflegeeinrichtung, einer Klinik oder in anderen Bereichen der Gesundheits- oder Sozialwirtschaft tätig sind, über fachliche Fragen ausgetauscht? Wann haben Sie bei unseren Nachbarn in Österreich, der Schweiz, in Frankreich oder in Polen eine Einrichtung besichtigt und einmal geschaut, „wie die Kollegen wohl die Aufgaben lösen“?
Sie brauchen nicht erröten, denn nur die wenigsten haben die Gelegenheit oder die Energie für einen Diskurs über Landesgrenzen hinweg.

Und nur in Ausnahmefällen wird man wohl einen lässigen Strandtag auf den Balearen für den Besuch einer Pflegeeinrichtung „opfern“, um mit den spanischen Kollegen über deren Vorbereitungen für den Herbst, wenn die nächste Corona-Welle droht, zu sprechen.

Das alles ist menschlich und verständlich, aber eigentlich dann doch auch äußerst schade. Denn die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft sind in allen Industrienationen, in der Europäischen Union und in den so genannten Drittstaaten dieselben, nur die Antworten fallen durchaus different aus; von der Finanzierung über Settings bis hin zu den jeweiligen Sorgestrukturen. Da macht es schon Sinn und ist spannend, über den eigenen Tellerrand zu schauen, um voneinander zu lernen.

Es war von daher wertvoll und erhellend, mit Dr. Markus Leser von Curaviva in der Schweiz zu sprechen und mit ihm unser 3-Fragen-Interview zu führen: Was treibt die Langzeitpflege in der Schweiz gerade um? Welche Probleme gibt es? Und welche Antworten auch mit Blick in die Zukunft werden gefunden? Manche deutsche Sichtweise wird bestätigt, in anderen Dingen gibt es große Unterschiede, die beachtenswert sind und die unsere Diskussionen bereichern können.

Wenn es also Stiftungen oder gemeinnützige Vereine geben sollte, die noch nach neuen, guten Projekten suchen, dann wäre doch zum Beispiel ein Stipendienprogramm für Pflegekräfte, die an internationalen Kontakten und einem fachlichen Austausch interessiert sind, genau das Richtige! Die Bosch-Stiftung hatte bereits von 2002 bis 2014 ein solches „Internationales Hospitationsprogramm Pflege und Gesundheit“ im Angebot. Vielleicht ist gerade jetzt die Zeit für ein Revival?

Ihnen allen einen wunderschönen goldenen Oktober

Herzliche Grüße
Dr. Stefan Arend

 
 
 
 
 
 

 
 
 

Hintergrund, Politik & Wirtschaft
Verwerfungen beim Arbeitskräfteangebot

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


... den Geschäftsführer von Curaviva Dr. Markus Leser.

Tariftreue, Bezahlung von Pflegekräften, Personalbemessungsverfahren, Fachkräftemangel und galoppierende Eigenanteile in vollstationären Einrichtungen – das sind nur einige der Themen, die Sozialwirtschaft, im speziellen die Pflegebranche in Deutschland zurzeit bewegen. Welche Themen beherrschen derzeit die Branche in der Schweiz?

Drei große Themenblöcke beschäftigen nach meiner Wahrnehmung die Einrichtungen in der Schweiz im Besonderen: Zunächst muss unbedingt unser Krankenversicherungsgesetz (KVG) reformiert werden, das mit Blick auf die Pflege noch sehr defizitorientiert ist und neue gerontologische Erkenntnisse ausblendet. So ist zwar die Finanzierung von Pflegeleistungen gesichert, aber Leistungen für Begleitung oder Betreuung – Fehlanzeige. Dann muss unsere neue Pflegeinitiative, die vom Volk angenommen wurde, auf nationaler und kantonaler Ebene Umsetzung finden. Da geht es darum, die Pflege selbst aufzuwerten und die entsprechenden Ausbildungsplätze zu schaffen sowie in die Ausbildung von Pflegekräften zu investieren. Und ohne bessere Arbeitsbedingungen wird dieses große Reformpaket, das mit einigen Milliarden Schweizer Franken veranschlagt ist, nicht gelingen. Auch die Finanzierung so genannter komplexer Pflegesituationen soll eine verlässliche Regelung finden. Und zuletzt, ganz aktuell, gibt es ähnlich wie in Deutschland das Problem der steigenden horrenden Energiekosten. Das Problem muss auch hier bei uns kurzfristig gelöst werden. Vor allem müssen Senioreneinrichtungen immer auch als systemrelevante Einheiten mitgedacht werden.

Die Suche und Anwerbung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Ausland ist in Deutschland – zum Teil mit großer staatlicher Förderung und Unterstützung – eine der Maßnahmen gegen den allgemeinen Fachkräftemangel. Gibt es solche Aktivitäten auch in der Schweiz?
Keine Frage, auch Schweizer Einrichtungen suchen im Ausland nach qualifizierten Mitarbeitenden, und einige Institutionen engagieren sich in diesem Sektor besonders stark. Aber öffentliche, staatliche Programme zur Rekrutierung im Ausland kenne ich nicht. Das wäre auch unter ethischen Aspekten nicht zu vermitteln. Anderen Ländern ihre Arbeitskräfte wegzunehmen, ist m.E. nationalstaatlicher Egoismus. In den Grenzgebieten, wie zum Beispiel in Basel, gibt es einen gewissen personellen Austausch über die Grenzen hinweg. Ich kenne Werbeanzeigen in Basel z.B. vom deutschen Detailhandel, die um Kunden werben und natürlich werben Schweizer Einrichtungen auch in Deutschland. Aber mit großangelegten Strategien hat das nach meinem Empfinden weniger zu tun. Es ist ein völlig normales Geschehen in einer Region, wo man über den Zaun schaut, was der Nachbar zu bieten hat und ob das vielleicht in die jeweiligen persönlichen Planungen passt.

In den Medien lesen wir von einem „Corona-Herbst“, auf den wir uns vorbereiten müssen. Auch die Politik erhebt vielerorten warnend die Finger. Wie sieht die Situation in der Schweiz, in Ihren Mitgliedseinrichtungen aus?
Im Herbst 2022 gehört für uns Corona zum Alltag, ist ein normales Infektionsgeschehen, so wie wir es von anderen Ereignissen und Erregern kennen. Die Einrichtungen müssen und können das handeln. Das ist eine ihrer Kompetenzen. Natürlich stehen wir und das Gesundheitswesen Stand-by, wenn sich zum Beispiel die Impfempfehlungen ändern oder andere Interventionen für einzelne Einrichtungen notwendig werden sollten. Aber allgemeine Vertretungsverbote oder das Abschotten der Heime, so wie in den ersten Phasen der Corona-Pandemie, dagegen wehren wir uns. Auch eine Impfpflicht für die Mitarbeitenden hat es bei uns nicht gegeben. Wie gesagt: Corona ist für uns alle zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nicht schön, aber ein Stück weit gehört es nun zum normalen Pflegealltag.

Dr. Markus Leser (*1959), ist studierter Sozialpädagoge, Promotion 1992 in sozialer Gerontologie an der Universität Kassel bei Prof. Dr. Reinhard Schmitz-Scherzer, war in führenden Positionen der Altenhilfe in der Schweiz (Pro Senectute, Tertianum) tätig und ist seit gut 20 Jahren bei Curaviva – heute als Geschäftsführer - dem größten Heim-Verband der Schweiz. Dort vertritt er die Interessen von rund 1700 Einrichtungen (Wohnheime, Pflegeheime, teilstationäre Angebote) der Altenhilfe.

 
 
 



Kluge Vernetzung, um Herausforderungen gemeinsam anzugehen

Beim 3. Kongress zum Betreuten Seniorenwohnen ging es in Leipzig um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen bei der Umsetzung des Betreuten Seniorenwohnens. Die Vorstandsvorsitzenden Prof. Harald Schmitz, Bank für Sozialwirtschaft, und Helmut Kneppe, Kuratorium Deutsche Altershilfe, begrüßten die Teilnehmenden der hybriden Veranstaltung.

Seit dem letzten Kongress sei viel passiert, resümierte KDA-Vorstand Helmut Kneppe. „Das Land bewegt sich seither im dauerhaften Krisenmodus.“ Vieles, was selbstverständlich erschien, werde in Frage gestellt, so Kneppe, der feststellte „die Krisen erfordern, neue Wege zu gehen und Anpassungen vorzunehmen.“ Umso wichtiger sei es, sich auszutauschen über mögliche Lösungen; gemeinsam Strategien auszuloten und gemeinsam Wege bei der Krisenbewältigung zu suchen, betonte er.

Dazu bot das Treffen eine gute Gelegenheit. Es wurde Raum zum Austausch geboten, viele Anregungen gegeben. Die Kostensteigerungen in mehreren Bereichen wurden von der überwiegenden Mehrheit als größte Herausforderung beschrieben (s. Grafik).  

Einen spannenden Input gaben u. a. KDA-Bereichsleiterin Ursula Kremer-Preiß und Britta Klemm, BFS Service GmbH, die sowohl die Resultate der Befragung zum Betreuten Seniorenwohnen vorstellten, als auch Handlungsmöglichkeiten daraus ableiteten. So wurde u. a. deutlich, dass künftige Bewohnerinnen und Bewohner stärker auf Hilfe in verschiedenen Bereichen angewiesen sein werden. Das Seniorenwohnen wird künftig mit mehr Nachfrage nach Serviceleistungen rechnen müssen. Diesen Herausforderungen, so die Empfehlung, solle nicht einzeln, mit isolierten Lösungen, sondern viel mehr gemeinsam und durch eine kluge Vernetzung begegnet werden.

Betreutes Seniorenwohnen Ausgewählte Ergebnisse aus der Befragung 2022

 
 
 

 

Folge 43: Trauer


In dieser Sendung beschäftigen wir uns mit verschiedenen Aspekten von Trauer von Menschen mit Demenz. Menschen mit Demenz sind traurig, wenn sie spüren, dass sie Fähigkeiten verlieren, sie können den Tod von wichtigen Personen in ihrem Leben oftmals nicht mehr zeitlich einordnen oder vergessen ihn. Wie können An- und Zugehörige damit umgehen? Wir sprechen auch darüber, wie man Menschen mit Demenz einbinden kann – auch in die Trauerfeier – wenn ein Angehöriger/eine Angehöriger oder ein Freund/eine Freundin gestorben ist.
 

Jetzt in den aktuellen Podcast reinhören.

 
 
 

 
 
 



Gerade erschienen:

Ulla & Heinz Lohmann
mal Undenkbares denken –
Dialog mit der Kunst

 
 
 

Gerade erschienen:

Gaymann/Klie
Demensch. Postkartenkalender 2023

 
 
 



Gerade erschienen:

von Eiff/Rebscher (Hrsg.)
Krisenresilienz

 
 
 

 
 
 
Prof. Heinz Lohmann im Interview über sein neues Buch "mal Undenkbares denken"
Der bekannte Unternehmensberater, ehemalige Vorstandsvorsitzende des Landesbetriebs Krankenhäuser un...
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Dr. Christian Lüdke zum Thema "mit Kindern über Krieg sprechen"
Dr. Christian Lüdke, approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und Traumaexperte, spricht...
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„Hörzeit – Radio wie früher“, das Audiomagazin für Menschen mit Demenz

   

 



Bei Menschen mit Demenz findet Erinnerung nicht mehr über kognitive Reize statt, sondern über emotionale. Hörzeit gelingt diese emotionale Aktivierung durch bekannte Musikstücke, die Verwendung von Sprichworten und Abzählreimen sowie durch eine Moderation, die die Kommunikationstechniken der Validation umsetzt, die also eine echte und tiefe Wertschätzung gegenüber Menschen mit Demenz aufbringt, sie mit ihren Gefühlen und Gemütszuständen ernst nimmt und nicht zu viele Informationen übermittelt. Deswegen sind die Audiomagazine auch bewusst langsam produziert und lassen den Moderationen, der Musik und den Klängen Raum.
 

Die Gesamtausgabe umfasst folgende Ausgaben:


Jede Ausgabe ist etwa 45 Minuten lang. Es schließt sich jeweils ein ca. 10–15 Minuten langer Teil für Angehörige an: Dort werden Bücher, Spiele, Hilfsangebote, Institutionen und Menschen vorgestellt. Die Ausgaben sind als CD oder mp3-Download erhältlich.

 
 
 
 
 
 



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