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Unzufriedenheit mit der Pflegeausbildung in Deutschland

Liebe Leserinnen und Leser,
das ist nun wirklich kein guter Befund für die Pflegeausbildung in Deutschland: Im aktuellen „Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021“ der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ist zu lesen, dass nicht einmal 43 % der Azubis und Studierenden mit ihrer Ausbildungssituation zufrieden sind – also weit weniger als in klassischen dualen Ausbildungsberufen. Immerhin hatten sich über 3.000 Auszubildende und Studierende an der Erhebung beteiligt – von einer Unzufriedenheit einiger weniger kann also (leider) nicht die Rede sein. Hier offenbaren sich offensichtlich strukturelle Probleme.

„Die hohe Unzufriedenheit von Auszubildenden in der Pflege ist ein Alarmsignal, das Arbeitgeber und politisch Verantwortliche nicht ignorierten dürfen“, formulierte daher auch das ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler warnend.

Wie passt das alles zusammen? Denn wenige Wochen vor der Veröffentlichung des Ausbildungsreports Pflege, übrigens die zweite Erhebung nach 2015, wurden vom Statistischen Bundesamt die neusten Zahlen zur Pflegeausbildung vorgelegt, die optimistisch stimmten. Denn binnen eines Jahres konnten die Ausbildungszahlen um 5 % gesteigert werden, auf nunmehr (Stichtag zum 31.12.2021) 56.259 Personen im ersten Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann, wie die neuen Berufsabschlüsse in der generalistischen Pflegeausbildung jetzt heißen. Aber noch wichtiger als die bloßen Quantitäten waren die Informationen zur erstmals einheitlich erhobenen Ausbildungsvergütung in der Pflegeausbildung. Und die sind schlichtweg sensationell gut im Branchenvergleich und erreichen – entgegen so manchen Vorurteilen in der Bevölkerung – absolute Top-Werte. Bei 1.166 Euro im Monat liegt die durchschnittliche monatliche Entlohnung im ersten Ausbildungsjahr, bei 1.333 Euro im dritten. An der Vergütung kann die große Unzufriedenheit der Pflege-Auszubildende also wirklich nicht liegen. Einen solchen Lohn gibt es nur noch in zwei, drei anderen Berufsausbildungen in Deutschland. Also können es nur die Arbeitsbedingungen in den Betrieben (z. B. Überstunden, wenige Pausen oder kurzfristiges Einspringen), die schulische Situation (Ausfall von Unterricht) oder die Lehrinhalte und das Curriculum der Ausbildung (Theorie-Praxis-Transfer) sein, die den Auszubildenen Kummer bereiten. Im Ausbildungsreport finden sich tatsächlich dazu viele – viel zu viele – Hinweise. Besonders gravierend ist dabei aber vor allem die fehlende oder unzureichende Praxisbegleitung. Immerhin gaben 43,7 % der befragten Auszubildenden an, dass sie „selten“ oder „nie“ während ihres praktischen Einsatzes vor Ort von Praxisanleiter(innen) an ihre beruflichen Aufgaben herangeführt werden.

Wir wissen: Ausbildung ist auch in der Pflege der wichtigste Schlüssel und Garant für die Gewinnung künftiger Fachkräfte und somit auch der entscheidende Hebel für die Gestaltung und Sicherung von Sorgearbeit. Von daher ist es wichtig und unerlässlich genau hinzuschauen, wo es in Sachen Pflegeausbildung im Lande noch hakt und es noch deutlichen Verbesserungsbedarf gibt. Der Ausbildungsreport liefert dazu wichtige Informationen – und ist daher Pflichtlektüre für alle Akteure der Branche und für die Bildungs- und Sozialpolitik.

Herzliche Grüße
Dr. Stefan Arend

 
 
 

 
 
 
 
 
 

Alternsforschung, Demenz
Neue Bildwelt der Demenz

 
 
 
 
 
 


... Dr. Alexandra Wuttke-Linnemann vom Zentrum für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA).

Das Zentrum für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA) bezeichnet sich selbst als interdisziplinäres Netzwerk für Präventionsforschung und innovative Versorgungsmodelle. Mit welchen Aufgabenstellungen befasst sich das ZpGA konkret?

Altern an sich ist keine Krankheit und gleichzeitig wird Altern doch sehr häufig mit Krankheit in Verbindung gebracht. Wir haben die Vision, hier entgegenzuwirken und zu dem Thema „Gesundes Altern“ in der Öffentlichkeit aufzuklären. Ältere Menschen sollen die Chance haben, bis ins hohe Lebensalter psychisch gesund zu bleiben. Im Rahmen unserer Präventionsarbeit sensibilisieren wir für die Themen Aufrechterhaltung und Förderung psychischer Gesundheit im Alter und untersuchen, wie sich Resilienz gegenüber psychischen Erkrankungen im Alter steigern lässt. Zudem erproben wir neue Versorgungsformen, um eine bedarfs- und bedürfnisorientierte Versorgung älterer Menschen im Gesundheitswesen zu fördern.

Sie führen zurzeit eine Befragung zu Kenntnissen und Wahrnehmungen zu psychischer Gesundheit im Alter durch. Welche Informationen und welchen Kenntnisgewinn versprechen Sie sich von dieser Befragung?
Psychische Erkrankungen sind noch immer mit einem Stigma behaftet – besonders für ältere Menschen, die zusätzlich aufgrund ihres Alters häufig Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren. Dies ist eine Gefahr für die Versorgungssituation älterer Menschen mit psychischen Erkrankungen. Es wird vermutet, dass durch eine Steigerung von Wissen über Prävention und Behandlungsmöglichkeiten in der Gesellschaft die Gesundheitsversorgung verbessert werden kann. Wir erhoffen uns daher durch die Befragung, genau hier ansetzen zu können: Wir möchten ein aktuelles Bild über die Kenntnisse und Wahrnehmungen zu psychischer Gesundheit im Alter erhalten, um gezielt weitere Forschungsvorhaben und Aufklärungskampagnen hierauf abzustimmen.


Sie haben sich persönlich auch intensiv mit dem Thema Resilienz pflegender Angehöriger beschäftigt. Haben Sie Hinweise und Tipps für Pflegende, einer möglichen Überbelastung entgegenzuwirken?
Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz werden häufig als unsichtbare, zweite Patientinnen und Patienten bezeichnet. Und das nicht ohne Grund: Pflegende Angehörige neigen dazu, die eigene Selbstfürsorge hintenanzustellen und Hilfen gar nicht oder erst sehr spät anzunehmen. Dabei wissen wir aus der Resilienzforschung, dass vor allem die Annahme sozialer Unterstützung der zentrale Resilienzfaktor ist. Daher rate ich pflegenden Angehörigen ganz klar, die Last nicht alleine zu tragen, sondern Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten frühzeitig in Anspruch zu nehmen, um selber gesund bleiben zu können.

Dr. Dipl.-Psych. Alexandra Wuttke-Linnemann (*1988) ist Leiterin des Zentrums für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA) in Mainz. Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Fellgiebel, Dr. Katharina Geschke und dem medhochzwei Verlag setzte Sie die Online-Schulung „Mit Demenz umgehen“ um.

 
 
 
 
 
 



Festakt 60 Jahre KDA: Bundespräsident Steinmeier fordert würdigeren Umgang mit Älteren
 












Prof. Dr. Hartmut Remmers

„Für mehr Teilhabe, Selbstbestimmung und Würde im Alter“ – unter diesen Leitgedanken stellte das Kuratorium Deutsche Altershilfe Wilhelmine-Lübke-Stiftung (KDA) den Festakt zum 60-jährigen Jubiläum.


Im Zentrum der Veranstaltung standen nach dem Grußwort des Bundespräsidenten ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Hartmut Remmers zur Selbstbestimmtheit am Lebensende und eine fachpolitische Diskussion zu der Frage, wie das Altern in Zukunft würdig gestaltet werden kann. Helmut Kneppe, Vorstandsvorsitzender des KDA, forderte eine „Demokratisierung des Alters und des Alterns“. Schirmherr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte herzlich: „Die Idee der Teilhabe für alle ist alterslos.















 
Helmut Kneppe

Jazz Royal
 

Sie ist ein Kernstück unserer Gesellschaft.“ Sie müsse stetserneuert werden. „Das Kuratorium Deutsche Altershilfe steht für diese ewig junge Idee seit 60 Jahren“, sagte der Bundespräsident in seiner Videobotschaft. „Ihre Arbeit ist wichtig. Denn, was Sie tun, ist von einer tiefen Erkenntnis geprägt: Die Würde der älteren Generation ist eine Frage der Würde unserer Gesellschaft insgesamt.“

Bundespräsident Steinmeier betonte, dass Würde der zentrale Begriff des Grundgesetzes
sei. Selbstbestimmung und Teilhabe seien wiederum wichtige Bedingungen der Würde.
„Wenn im Alter die Kräfte nachlassen, dann muss die Würde eines Menschen von anderen
bewahrt werden“, forderte er. Das KDA habe sich immer wieder auch der Missstände in der
Pflege angenommen, wofür er sehr dankbar sei. Pflege insgesamt und alle, die pflegten,
müssten eine höhere Wertschätzung erfahren. Er warb für seinen Vorschlag einer sozialen
Pflichtzeit. Je mehr Menschen sich „für einen gewissen Zeitraum“ den Sorgen anderer, zuvor
fremder Menschen, widmeten, desto besser gelinge das Zusammenrücken.
Im Zusammenhang mit den steigenden Kosten im Bereich der Pflege sowie auch infolge der
Energiekrise mahnte Bundespräsident Steinmeier nachdrücklich „würdevolle Lösungen“ der
Politik an: „Die höheren Kosten der Pflege können nicht von den älteren Menschen allein
getragen werden“, sagte Steinmeier und fügte hinzu, „das umso weniger, wenn insgesamt
die Lebenshaltungskosten angesichts der Energiekrise enorm steigen. Hier ist die Politik
gefordert, möglichst schnell nach gerechten – und ich würde ganz bewusst sagen – auch
nach würdevollen Lösungen zu suchen.“

Rund 100 Gäste begrüßte der Vorstandsvorsitzende des KDA, Helmut Kneppe, in der Landesvertretung Brandenburg, in Berlin, und versicherte: „Eines gilt immer: Wir betrachten das Alter(n) ausdrücklich als Chance. Und wir werden Lösungen finden.“ Entscheidend sei es, das Alter(n) in die Mitte der Gesellschaft zu holen, es zu demokratisieren, also Mitbestimmungsmöglichkeiten zu stärken und zu gewährleisten.

 
 
 

 

Folge 44: Zukunftsvisionen des Wohnens


In dieser Folge geht es um Zukunftsvisionen des Wohnens für alte Menschen und für Menschen mit Demenz. Wir sprechen darüber mit Luzia Eitenbichler von der Bürgergemeinschaft Oberried e.V., die in einem Dorf im Schwarzwald dem demografischen Wandel Gemeinschaft entgegensetzt, mit Antje Ahlbrecht von der Evangelischen Altenhilfe Mülheim an der Ruhr gGmbH, die das Konzept der therapeutischen Pflege mit rehabilitativen Anteilen vorstellt, mit Birgitta Neumann, die mit dem Verein Leben wie ich bin – Selbstbestimmtes Wohnen in Potsdam e.V. eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz gegründet hat, mit Christa Schneider, deren Mann dort lebt und mit Annika Kron vom Kuratorium Deutsche Altershilfe über das Leben und Wohnen in städtischen Quartieren.
 

Jetzt in den aktuellen Podcast reinhören.

 
 
 

 
 
 
 
 
 

Gerade erschienen:

Gaymann/Klie
Demensch. Postkartenkalender 2023

 
 
 



In der medhochzwei Online-Bibliothek:

von Bettig/Maucher (Hrsg.)
Praxiswissen Pflegebudget im Krankenhaus

 
 
 

 
 
 
Interview zur aktuellen Situation in den Krankenhäusern und Forderungen an die Politik im Sept. 2022
Auf dem Gesundheitswirtschaftskongress 2022 in Hamburg sprach Sven Preusker, Chefredakteur von Klini...
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MENSCH GESUNDHEIT! Heinz Lohmann trifft Sibylle Stauch-Eckmann
Im Web-TV-Talk MENSCH GESUNDHEIT! trifft Professor Heinz Lohmann prominente Gäste. In dieser Folge b...
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Alles anders – Wie leben mit Demenz?
Orientierung und Hilfen für Partner, Familie und Freunde
 

 

Demenz stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch An- und Zugehörige werden im alltäglichen Leben immer wieder mit unbekannten, ungewohnten und ungeahnten Situationen konfrontiert. Wie kann ich mich als Angehörige/r auf die Zukunft vorbereiten, was muss ich wissen und wohin kann die Reise führen?


"Alles anders – Wie leben mit Demenz?" widmet sich in sieben Kapiteln sämtlichen Fragen, die bei An- und Zugehörigen im Verlauf auftreten können – von den ersten drängenden Fragen zu Beginn über die richtige Kommunikation mit Menschen mit Demenz, die Rolle von Bewegung und Ernährung, die Bedeutung des Glaubens bis hin zur Selbstfürsorge für Angehörige und auch zur zentralen Frage danach, was passiert, wenn die Demenz ein fortgeschrittenes Stadium erreicht. Umfassende Informationen schnell und unkompliziert auf den Punkt gebracht. Demenzbotschafterin Sophie Rosentreter trifft ExpertInnen, Pflegende und Menschen mit Demenz in ihren Wirkstätten, begleitet sie im Alltag und gibt so einen Einblick in verschiedene Betreuungssituationen.

Der Film wendet sich an alle, die Menschen mit Demenz in ihrem Umfeld haben. Seien es Freunde, der Lebenspartner, die Lebenspartnerin oder Kinder. Auch für professionell Pflegende ist der Film hilfreich, da er wertvolle Hinweise gibt, wie man den Pflegealltag erleichtern, aber auch mit neuen Ideen bereichern kann.

 
 
 
 
 
 



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