Hohe Unzufriedenheit bei Auszubildenden in der Pflege

01.11.2022, Dr. Stefan Arend
Pflege

Die Überlastung und Personalnot in den Gesundheitseinrichtungen hat offensichtlich auch deutliche Auswirkungen auf die Qualität der Pflegeausbildung. Das legt der aktuelle „Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021“ der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) nahe, an dem sich über 3.000 Auszubildende und Studierende beteiligt haben. Von diesen sind nicht einmal 43 Prozent mit ihrer Ausbildung zufrieden – weit weniger als in klassischen dualen Ausbildungsberufen. „Die hohe Unzufriedenheit von Auszubildenden in der Pflege ist ein Alarmsignal, das Arbeitgeber und politisch Verantwortliche nicht ignorierten dürfen“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. „Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Ziel muss es sein, dass sie ihre Ausbildung abschließen und langfristig im Beruf bleiben. Dafür braucht es gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen.“


Insbesondere bei der Praxisanleitung liegt laut Bericht einiges im Argen: Über 43 Prozent der Auszubildenden berichten, selten oder nie von Praxisanleiterinnen oder Praxisanleitern an ihre beruflichen Aufgaben herangeführt zu werden. Besonders gravierend ist das Problem in der Altenpflege, wo das für fast zwei Drittel gilt. Das Pflegeberufegesetz sieht hingegen mindestens zehn Prozent geplante und strukturierte Anleitung während der Praxiseinsätze vor.


Diese Vorgabe wird jedoch bei fast jedem zweiten Auszubildenden nur „auf dem Papier“ oder gar nicht eingehalten. Zudem gibt ein Drittel der Befragten an, mehr Stunden als vertraglich vereinbart leisten zu müssen. Besonders ausgeprägt viele Überstunden müssen angehende Altenpfleger und Altenpflegerinnen machen. Hier liegt der Anteil bei 48,6 Prozent. 62 Prozent der Azubis klagen über hohen Zeitdruck, fast jeder Zweite über mangelnde Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie fehlende Pausen (43 Prozent).


Laut Befragung fühlt sich fast die Hälfte der Auszubildenden in der Pflege durch die Ausbildungsbedingungen häufig oder immer belastet. Viele klagen über hohen Zeitdruck (62 Prozent), mangelnde Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben (48 Prozent) sowie fehlende Pausen (43 Prozent). Über 58 Prozent berichten, dass sie immer oder häufig Probleme haben, sich in ihrer Freizeit zu erholen – eine Verdoppelung gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2015 und weit mehr als in anderen Berufen.


Weitere Informationen:

V-FB3_010_Ausbildungsreport_2022_RZ_01_sis_screen.pdf (verdi.de)
Kurzzusammenfassung Ausbildungsreport.pdf (verdi.de)

 

Dieser Beitrag stammt aus dem ProAlter Newsletter 11-2022. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

 

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