Demenz und Migration

05.10.2023, Dr. Kristina Mann
Demenz, Politik & Wirtschaft

In den letzten beiden Jahrzehnten hat es erhebliche Fortschritte gegeben, insbesondere im Bereich der Demenzforschung und der Unterstützung von Betroffenen und ihren Angehörigen. Zu kurz gekommen sind jedoch bislang die Menschen, die im Umfeld einer anderen Sprache und Kultur als der ursprünglich erlebten, altern und eine Demenzerkrankung entwickeln. Für sie fehlt es noch an hinreichender Sensibilisierung sowie an Forschung und praktikablen Lösungen. Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 135.000 Menschen mit Migrationshintergrund, die eine Demenz haben. Aufgrund der wachsenden Zahl von älteren Migrantinnen und Migranten in Deutschland (und auch in Europa) ist davon auszugehen, dass Demenzerkrankungen in den nächsten Jahren in dieser Bevölkerungsgruppe deutlich zunehmen werden.
Wo liegen die Herausforderungen? Das Thema „Menschen mit Demenz und Migrationshintergrund (in Europa)“ ist äußerst komplex und facettenreich. Es erfordert eine sensibilisierte Herangehensweise und spezielle Betreuungsansätze. Menschen mit Demenz und Migrationshintergrund können eine Vielzahl von kulturellen Hintergründen und Sprachen haben. Es ist wichtig zu verstehen, wie diese Faktoren das Verhalten und die Kommunikation beeinflussen können. Ein häufiges Phänomen bei Demenz ist der Verlust der erlernten Sprache, insbesondere der Sprache des Ziellandes. Dies kann die Kommunikation mit dem Pflegepersonal und der Familie erschweren.


Menschen mit Migrationshintergrund können Verhaltensmuster zeigen, die mit ihren Kindheits- und Ursprungserfahrungen im Herkunftsland zusammenhängen. Ein Verständnis dieser Hintergründe und auch ein Verständnis von (möglichen) Traumata ist wichtig, um angemessen auf ihr Verhalten zu reagieren. Betreuungsteams benötigen interkulturelle Kompetenz und Hintergrundwissen über die Lebenswelt der betroffenen Personen und deren Ursprungsländer. Dies kann ihnen helfen, angemessene Betreuungsstrategien zu entwickeln. Gute Information und Kommunikation sind entscheidend. Dies kann durch den Einsatz von Dolmetschern, kultursensitiven Schulungen für Betreuungspersonal und die Einbeziehung von Angehörigen und Gemeinschaften erreicht werden. Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen und auch Ländern kann wertvolle Ressourcen und Wissen bereitstellen. Betreuende Einrichtungen können durch die Zusammenarbeit mit Migrations- und Integrationsorganisationen von deren Fachwissen profitieren. Dies alles kann dazu beitragen, bewährte Praktiken auszutauschen und die Betreuung zu verbessern.
Ausführlich berichtet das Schwerpunktheft 4/2021 von ProAlter zum Thema „Menschen mit Demenz und Migrationshintergrund in Europa"

Dieser Beitrag stammt aus dem ProAlter Newsletter 10-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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