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Der Peis ist immer wieder heiß – und was sonst so zu kurz kommt
Wir beklagen häufig die Defizite an der Versorgungsfront im Gesundheitswesen. Transparenz, Qualität, Durchlässigkeit, Ergebnisbezogenheit. Und wir können feststellen, dass viele Reformen der letzten Jahrzehnte nicht darauf abzielen, sondern hauptsächlich auf Kosten und Finanzierung, ohne zu hinterfragen, welchen Logiken das eigentlich folgt und was letztlich Preise und Bewertungssystematiken für ein buntes Leben im Gesundheitswesen führen.
Der Preis ist heiß, heißt eine alte Spielshow in den elektronischen Medien, die aus einem recht alten US-Format „The Price is Right“ entstanden ist. Dort geht es darum, Preise von Produkten zu erraten. Am Ende konnten die Gewinner ziemlich teure Produkte einstreichen. Arzneimittel z. B. waren m. W. bei den Produkten nicht dabei. Da würden viele sicher daneben liegen.
Denn schaut man auf die Preisentstehung im Gesundheitswesen kann einem angst und bange werden. Gemessen an anderen volkswirtschaftlichen Bereichen gehört das Gesundheitswesen grundsätzlich zu den hochpreisigen Sektoren. Hier werden noch richtige Margen generiert, wovon z. B. die Automobil- oder Konsumgüterindustrie nur träumen kann. Das Ganze „Preisgefüge“ im Gesundheitssystem ist ein Mischmasch aus Bewertungsrelationen, Vertragsverhandlungen, administrierten Preisen etc. Dabei kann man aber das Gesundheitswesen nicht einfach dem Markt überlassen. Denn das öffentliche Gesundheitswesen ist kein Markt im klassischen Sinne des bekannten Spiels von Angebot und Nachfrage, weil hier Leistungsansprüche normativ gesetzt sind und grundsätzlich auch diejenigen „Nachfrager“ versorgt werden müssen, die sich dies am klassischen Markt gar nicht leisten können. Dies macht das Solidarprinzip aus. Es stehen also viele privatwirtschaftlich agierende (einige öffentlich-rechtliche sind auch dabei) Unternehmen sozusagen einem Treuhänderkonsortium für die „Nachfrager“ (das sind die Krankenkassen und ihre Verbände) wie auch dem regulierenden Staat gegenüber.
Wir werden diese Zusammenhänge auf unserem nächsten Heidelberger Forum Gesundheitsversorgung am 24./25. April 2024 unter dem Titel „PRÄVENTION, INNOVATION UND DIE MEDIZIN DER ZUKUNFT“ aufgreifen.
Viele Grüße und hoffentlich wird’s im November nicht so nebelig
Ihr Rolf Stuppardt
Kommende Ausgabe
Prolog: Auf Kommunikation und Transparenz kommt es an
Wo viele Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen, mit den unterschiedlichsten Aufgaben und Kompetenzen zusammenkommen und gemeinsam etwas zu bewirken haben – wie im Gesundheitswesen – kommt es sehr auf Kommunikation für Verstehen und gegenseitiges Verständnis an. Herausgeber Rolf Stuppardt plädiert in seinem Prolog dafür, Kommunikation und Transparenz zu verbessern.
Neustart für ein nachhaltiges Gesundheitswesen
Die Überlegungen und Vorschläge für Lösungswege der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens kommen angesichts seiner mannigfachen Reformbaustellen auch zunehmend aus den Federn derjenigen, die in unterschiedlichen Bereichen und Wirkungszusammenhängen praktische und politische Verantwortung tragen. So wurde kürzlich im Tagesspiegel ein beachtliches Plädoyer von Prof. Dr. med. Claudia Schmidtke, Dr. h.c. Helmut Hildebrandt und Jürgen Graalmann vorgelegt, welches wir hier in einer erweiterten Fassung publizieren. Als Herausgeber und Redaktion begrüßen wir es, dass Menschen unterschiedlicher politischer Provenienz mit unterschiedlichen Erfahrungen gemeinsame Richtungsüberlegungen zur Diskussion stellen.
Innovating Healthcare – für ein besseres Verständnis der Partner auf Augenhöhe
Wie kommen nützliche Innovationen ins System? Das ist oft schrecklich formal und langwierig. Vier gesetzliche Krankenkassen haben daher den Healthy Hub ins Leben gerufen. Dort können sich alle Gründenden bewerben, die Gesundheitsversorgung, insbesondere mithilfe digitaler Innovationen, verbessern wollen. Die bisher gewonnenen Erfahrungen zeigten unseren Autoren eine Diskrepanz zwischen Lösungsintelligenz und Systemverstehen. Ein Thema, was auch uns durchweg bewegt. Sie haben daraus ein Buch gemacht, mit der Absicht, sich zielgerichteter zu verstehen, um im Gesundheitsmarkt gemeinsam besser durchstarten zu können. Diese Absicht finden wir gelungen und es ist zu schade, es einfach nur als Buch zu besprechen. Wir haben mit Dr. Florian Brandt und Dr. Elmar Waldschmitt daher darüber gesprochen.
Selbstwirksamkeit im System
Gerade im Gesundheitswesen, das systemisch gesehen recht starre verrechtlichte Strukturen aufweist, ist der Faktor Mensch bei allem technischen Fortschritt ein ganz wesentlicher. Claudia Gräfin von Schönburg arbeitet prozessbegleitend in solchen institutionellen Systemen und Strukturen – auch im Gesundheitswesen. Uns sind ihre fast täglichen Statements und fokussierten Anmerkungen zu Themen aus diesem Bereich positiv aufgefallen und wir haben sie gebeten, vor dem Hintergrund ihrer Arbeit und Erfahrungen einen freien Beitrag für uns zur Verfügung zu stellen.
Borderline – eine komplexe Herausforderung
Rund 1,5 Millionen Deutsche leiden unter unkontrollierten Gefühlsschwankungen, häufig hoher Anspannung und starken Selbstwertproblemen. In deren Folge verspüren sie oft den Drang, sich selbst zu schädigen. Weit über die Hälfte aller Borderline-Patientinnen und Patienten verübt mindestens einen Suizidversuch. Ein komplexes Krankheitsgeschehen kann hinzukommen. Die derzeitigen Versorgungsstrukturen werden dieser komplexen Erkrankung kaum gerecht. Der größte Teil der aufgewendeten Mittel fließt immer noch in stationäre Behandlung. Hier werden integrierte, interprofessionelle und multimodale Konzepte gefragt sein. Monika Koch zeigt in ihrem Gastbeitrag auf, was es mit Borderline auf sich hat.
Depression – aus der Dunkelheit ins Licht
Auf eine sehr andere Art und Weise, wie wir das aus der WELT DER KANKENVERSICHERUNG kennen, greift Rolf Stuppardt hier ein Thema auf, das über die letzten Jahre immer bedeutsamer geworden ist: Depression. Das liegt daran, weil er kürzlich eine Pilotveranstaltung eines ehemalig Depressiven und eines Beraters besucht hat, die mit dieser Art der Veranstaltung in verschiedenen Lebenswelten nicht nur auf die Krankheit aufmerksam machen wollen und sie somit sozusagen aus der Dunkelheit herausholen wollen, sie wollen auch Wege aufzeigen, wie wir ihr, dort wo wir leben und arbeiten, begegnen können. Das hat beeindruckt.
Grafik des Monats: Fehltage psychisch Kranker erreichen Höchststand
Rund 301 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte aufgrund psychischer Erkrankungen zählt der DAK-Psychreport 2023. Damit hat die Fehltagestatistik der Krankenkasse im Corona-Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Als Ursache für den Anstieg kommt laut DAK-Pressemitteilung unter anderem die elektronische Meldung der Krankschreibungen infrage.
"Seit Anfang 2022 gehen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssen nicht mehr von den Versicherten selbst eingereicht werden. Durch die sogenannte eAU tauchen nun auch Krankheitsfälle in der Statistik auf, die in der Vergangenheit nicht erfasst wurden, weil die gelben Zettel bei den Versicherten liegenblieben."
Die meisten Fehltage entfallen auf Depressionen (118 Tage je 100 Versicherte). Dahinter folgen Fehlzeiten aufgrund von Anpassungsstörungen (77 Tage je 100 Versicherte). Zu den weiteren relevanten Diagnosen zählen chronische Erschöpfung (34 Tage je 100 Versicherte) und Angststörungen (23 Tage je 100 Versicherte). Generell werden Frauen häufiger aufgrund von psychischen Erkrankungen krankgeschrieben. (Quelle Statista)
Expertenstandpunkt
Kinder wollen gerne mal mit dem Kopf durch die Wand
von Dr. med. Katharina Rieth, Kinder- und Notärztin
"Sag mal – spinnst du? Bist wohl einmal zu oft vom Wickeltisch auf den Kopf gefallen!"
Ein Spruch, der gelegentlich begriffsstutzigen Personen ein Leben lang im Ohr klingelt.
Statistisch gesehen gar nicht so abwegig, denn mehr als 80 % aller Verletzungen von Kindern unter zwei Jahren finden im häuslichen Umfeld statt, wobei Stürze vom Wickeltisch Unfallursache Nummer eins darstellen.
Da der Kopf von Säuglingen und Kleinkindern im Vergleich zu den anderen Körperteilen relativ groß und schwer ist, trifft er dabei der Schwerkraft folgend meist als Erstes auf.
Hinzu kommt, dass die Schutzreflexe in diesem Alter noch schwach ausgebildet sind, sich die noch nicht stabil verknöcherte, dünne Schädeldecke leicht eindrücken lässt und die noch zarten Blutgefäße im Bereich der Hirnhäute bei heftigen Stößen leicht einreißen, was zu lebensbedrohlichen Hirnblutungen führen kann.
Kinder wollen also gerne mal "MIT DEM KOPF DURCH DIE WAND" – sollten hernach aber dementsprechend untersucht und überwacht werden!
In unserer PädiatriePodcast Folge 9 geht's um typische Traumata bei Kindern – Hier auf Spotify anhören.
Hört rein.
Teilt die Inhalte.
Schafft awareness für das Thema.
Und bei Fragen schreibt gerne in die Kommentare.
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Dem Aufruf schließen wir uns von der Newsletter-Redaktion gerne an.
Die IGES Gruppe wächst weiter und hat ein neues Tochterunternehmen in Frankreich gegründet. IGES France Pharma Consulting bietet strategische und gesundheitsökonomische Beratungsleistungen für Entwickler und Hersteller von Arzneimitteln. [...]
In vielen Fällen ist die Nachsorge nach Klinikaufenthalt nicht gesichert. Grund dafür ist eine Mangelsituation im deutschen Gesundheitswesen: Die Nachfrage nach Therapieplätzen bei psychischen Erkrankungen übersteigt das Angebot. [...]
Die innovative Therapieform STEP.De zur Behandlung von Depressionen wird durch Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses in die Regelversorgung aufgenommen. [...]
Die Verhandlungen über die Rahmenvorgaben Arzneimittel nach § 84 SGB V für das Jahr 2024 wurden erfolgreich abgeschlossen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband haben sich auf steigende Ausgabenvolumina verständigt. [...]
Jetzt wird auch mal über gute Bedingungen für Pflegekräfte gesprochen. Laut Stern-Recherche gibt es die nämlich, obwohl das sicher nicht hinreichend, aber richtig orientiert ist.[...]
Die Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Krankenversicherung wird 2024 erneut steigen. Die SV-Richtgröße wird von derzeit 4.987,50 Euro auf 5.175 Euro (62.000 EUR jährlich) angehoben. [...]
Medientipps
PARTNERSCHAFT AUF AUGENHÖHE...
Verstehen Sie das Gesundheitssystem in all seinen Verästelungen? Mit all seinen formellen und bürokratischen Anforderungen? Etwa NEIN? Dann sind Sie keineswegs allein. Auch ich mache nach Jahrzehnten immer noch so manchen Kurs im Wundern.
Daher ist alles hilfreich, was Kommunikation, Verstehen und Verständnis derjenigen fördert, die im Interesse besserer gesundheitlicher Versorgung der Menschen partnerschaftlich, d. h. auf Augenhöhe zusammenkommen wollen. Und das möglichst frühzeitig und durchgängig.
In diesem Zusammenhang habe ich Absicht und Inhalt eines neuen Buches erfreut zur Kenntnis genommen. Dr. Florian Brandt und Dr. Elmar Waldschmitt, zwei Mitarbeiter unterschiedlicher Krankenkassen, ist nämlich in Reflexion ihrer eigenen Praxis aufgefallen, woran das System auch noch krankt:
Am mangelndem Verständnis der Partnerwelten für schnelleres und reibungsloseres Funktionieren der Prozesse.
Mit „INNOVATING HELATHCARE – wie Start-ups gemeinsam mit Krankenkassen durchstarten“ legen Sie einen äußerst klug strukturierten Reader vor, der alles an Informationen enthält, die die Partner aus den unterschiedlichen „Außenbereichen“ des Gesundheitswesens wissen müssen, um gemeinsam zielbestimmter vorzugehen.
Sie verdichten anschaulich das, auf was es im GKV-Markt ankommt, sprechen über die Optionen eines Marktzugangs durch Kooperationen mit Krankenkassen, geben praktische Hinweise auf die Zusammenarbeit mit Krankenkassen, erläutern, was Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit in dem Kontext bedeutet und plädieren für praktikable Evaluationen, bevor sie im abschließenden Kapitel Beispiele für erfolgreiche Kooperationen nachvollziehbar vorstellen.
Das Ganze ist zudem mit 35 übersichtlichen und eingängigen Schaubildern, mit notwendigen Definitionen und zusammenfassenden praktischen Tipps versehen und kapitelweisen Literaturhinweisen, einem Abbildungs- und Abkürzungsverzeichnis. Sorgfältig editiert, wie man das vom medhochzwei Verlag gewohnt ist.
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, es ist ausgesprochen informativ und nützlich.
MENSCH GESUNDHEIT! Dr. Sebastian Krammer, Co-Founder von Avelios Medical GmbH über Probleme bei der Datenerfassung und Klinikinformationssysteme, die auf die Bedürfnisse von Kliniken eingehen Hier ansehen
Köpfe und Karrieren
Helios: Möller folgt auf de Meo
Nach 15 Jahren wird Francesco de Meo (59) das Unternehmen verlassen. Robert Möller (56) wird den Vorstandsvorsitz der Helios Health GmbH übernehmen. Zugleich wurde er vom Aufsichtsrat in den Vorstand der Fresenius Management SE berufen. Möller ist seit 2022 CEO der Helios Kliniken GmbH. Er kam 2014 zu Helios, wo er bis 2017 Klinikgeschäftsführer im Helios Hanseklinikum Stralsund war. Er studierte Humanmedizin an der Universität in Hamburg und praktizierte als Facharzt für Innere Medizin.
Prof. Dr. Lars Schaade neuer Präsident des Robert-Koch-Instituts
Prof. Dr. Lars Schaade ist neuer Präsident des Robert Koch-Instituts. Der 57 Jahre alte Mediziner hat das Institut bereits seit 1.4.2023 kommissarisch geleitet. Die feierliche Amtseinführung fand am 9.10. statt. Schaade ist Mediziner und kam 2010 als Leiter des Zentrums für Biologische Sicherheit an das Robert Koch-Institut.
Manfred Hinz neues BVmed-Vorstandsmitglied
Manfred Hinz (53) von 3M Deutschland ist seit dem 1. Oktober 2023 neues Vorstandsmitglied beim Bundesverband Medizintechnologie (BVMed). Für 3M verantwortet er das Medizintechnik-Geschäft in Europa.
Frieder Spieth wird Nachfolger von Dr. Gertrud Prinzing bei der Bosch BKK
Nach 10 Jahren Führungsverantwortung wechselt Dr. Gertrud Prinzing bei der Bosch BKK in den Ruhestand. Nachfolger wird der Jurist Frieder Spieth, der zuvor 17 Jahre in verschiedenen Funktionen in der Bosch-Gruppe beschäftigt war.
Michael-Niklas Rühe übernimmt Leitung der DAK-Landesvertretung Bremen
Michael-Niklas Rühe übernimmt ab sofort die Leitung der Landesvertretung in der Hansestadt Bremen. Der 43-jährige ist seit 13 Jahren für die Krankenkasse in verschiedenen Rollen tätig und kann unter anderem auf Erfahrungen als Politikreferent und Vertragsmanager in der Landesvertretung Niedersachsen zurückgreifen.
Epilog
Haltungsziele
So möchte ich
immer sein:
In das
was ich liebe
bring ich mich ein
sei’s groß oder klein