Wohnen 6.0 – Perspektiven für die Langzeitpflege

01.04.2022, Stefan Arend
Pflege, Wissenschaft & Forschung

Die Auftaktveranstaltung zu einer Reihe von praxisbezogenen und handlungsfeldorientierten Fachgesprächen am Bayerischen Landesamt für Pflege (LfP) hatte sich gleich die wichtigen und zentralen Themen herausgepickt. Es ging um die Selbstbestimmung für Pflegebedürftige, Angehörige und Mitarbeitenden in der Langzeitpflege und gleichzeitig um bedarfsgerechte und möglichst selbstbestimmte Versorgungskonzepte von pflegebedürftigen Menschen.


In ihrem Impulsvortrag „WOHNEN 6.0 – Perspektiven für die Langzeitpflege“ gab dabei Ursula Kremer-Preiß vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) einen Überblick über die Entwicklung der Heimmodelle im Laufe der vergangenen Jahrzehnte: Nach der 1. und 2. Heimgeneration in den 1950er und 1960er Jahren, in denen gar nicht oder nur wenig auf die individuellen Besonderheiten der Heimbewohner eingegangen wurde und die Bewohnerschaft eine funktionale Versorgung erhielt, hätte es in der 3. und 4. Heimgeneration in den 1980er und 1990er Jahren eine Hinwendung zur Berücksichtigung auch von individuellen Bedürfnissen gegeben. Die 5. Generation (seit 2010) versuchte dann, so Kremer-Preiß, nicht nur die „Sonderwelt Heim“ zu individualisieren und zu „normalisieren“, sondern Heime auch in das Wohnquartier öffnen.


Mit dem Konzept „WOHNEN 6.0“ denkt das KDA noch einen Schritt weiter: „Es geht darum, Heime mehr zu demokratisieren“, erläuterte Kremer-Preiß. Alle am Sorgegeschehen Beteiligten (Bewohnerschaft, An- und Zugehörige, bürgerschaftlich Engagierte aber auch die Mitarbeitenden) sollen demnach mehr direkten Einfluss auf das Leben und die Arbeit in Langzeitpflegewohnangeboten erhalten. „Im sogenannten Sorgeparlament sollen alle Beteiligten mitentscheiden – beispielsweise über den Wohnalltag oder darüber, wie viel die Bewohner und Angehörigen noch selbst stemmen können und wo sie professionelle Unterstützung brauchen.“
Wichtig sei auch, dass die Mitarbeiter mehr Einfluss nehmen können, selbst ihre Arbeitsstrukturen organisieren, selbstverantwortlicher arbeiten dürfen und Hierarchien zugunsten eines kooperativen Führungsstils weichen.

 

Ursula Kremer-Preiß            Achim Uhl

 

Kremer-Preiß: „Wenn Betroffene mehr Einfluss haben, wie der Wohnalltag in der Langzeitpflege gestaltet werden soll und Leistungen nach Bedarf hinzugewählt werden können, bekommen wir bedarfsgerechtere Versorgungsstrukturen. Wenn Mitarbeitende mehr selbst ihre Arbeit verantworten können, kann dies die Arbeitszufriedenheit steigern und einen Beitrag zur Begegnung des drohenden Pflegenotstandes leisten. LfP-Leiter Achim Uhl dankte Ursula Kremer-Preiß für den ebenso beeindruckenden wie wichtigen Vortrag.


Weitere Informationen zu den Fachgesprächen am LfP und zum KDA-Konzept Wohnen 6.0 unter:
www.lfp.bayern.de
www.lfp.bayern.de/pressemitteilungen/
www.kda.de/wohnen-6-0-impuls-zur-demokratisierung-des-wohnens-im-alter/

 

Anzeige
Anzeige