Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Koalitionsvertrag macht Hoffnung

18.01.2022, medhochzwei
Case Management, Aktuelles aus dem Verlag

Ein kleiner Passus im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sorgt für große Freude in der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. Die neue Bundesregierung hat sich dazu bekannt, Patientenlotsen wie die Schlaganfall-Lotsen der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in die Regelversorgung zu überführen – dass sei ein Durchbruch in der Verbesserung der Nachsorge, nicht nur für Schlaganfall-Patienten, hieß es von der Stiftung. Die neue Regierung will in den kommenden vier Jahren einen geregelten Weg finden, damit erfolgreiche Förderprojekte wie die der Patientenlotsen in die Regelversorgung überführt werden. „Das ist aus unserer Sicht ein Durchbruch“, kommentierte Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Schlaganfall-Hilfe. „Unsere Beharrlichkeit über viele Jahre hinweg und der beherzte Einsatz unserer Lotsen scheint sich nun auszuzahlen.“

Zu Beginn der 2000er-Jahre erarbeitete die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ein Modell, das durch den Einsatz von Schlaganfall-Lotsen die Nachsorge von Patientinnen und Patienten verbessern sollte. Die Akutversorgung war bereits auf einem hohen Niveau, die Rehabilitation zog nach, doch mit der Entlassung waren die Patienten auf sich selbst angewiesen. Für viele war und ist das eine Überforderung, gerade nach einer komplexen Erkrankung wie dem Schlaganfall. Kleinere Projekte kamen an den Start, die Idee verbreitete sich, auch Lotsen-Modelle für andere Erkrankungen entstanden. 2017 schließlich startete die Schlaganfall-Hilfe gemeinsam mit Krankenkassen und Kliniken ein großes Modellprojekt des Bundes mit 17 Schlaganfall-Lotsen in Ostwestfalen-Lippe (STROKE OWL). Mehr als 1.600 Patientinnen und Patienten profitierten davon. Die wissenschaftliche Auswertung sei noch nicht abgeschlossen, doch alle Beteiligten würden sich hochzufrieden mit dem Verlauf zeigen, so die Stiftung. In der Modellregion werden die Lotsen bereits durch die Kassen weiterfinanziert. Im medhochzwei-Verlag ist zum Thema das „Handbuch Schlaganfall-Lotsen“, herausgegeben von Dr. Michael Brinkmeier und Dr. Georg Galle, erschienen, ein Leitfaden für die Einführung von Schlaganfall-Lotsen auf Basis des STROKE OWL-Projekts.

Bis es so weit sei, dass Schlaganfall- und andere Patienten mit komplexen Erkrankungen sich im Krankenhaus für die Begleitung durch einen Lotsen entscheiden könnten, werde noch etwas Zeit vergehen, so die Stiftung. Jetzt beginne der politische Diskurs darüber, wie der Einsatz von Lotsen finanziert werden soll. Eine Finanzierung allein über Krankenkassen würde zu kurz greifen, weil auch verschiedene Sozialleistungen und die Rente davon berührt seien. Die Aufgabe der kommenden vier Jahre werde sein, den Anspruch auf Begleitung durch einen Patientenlotsen in die entsprechenden Sozialgesetzbücher zu bringen – ein Anfang sei gemacht.

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