Alfred Polgar „Gespräch über das Alter“

01.03.2022, Dr. Stefan Arend, ProAlter

"Laß dir sagen, keinen schlechteren Dienst kannst du einem Alten erweisen als ihm zu Bewußtsein zu bringen, daß er einer ist. Erzähle ihm, ich bitte dich, nichts von seiner erstaunlichen Frische! Zwänge ihm keine Kissen unters Gesäß, wenn er lieber hart sitzt! Rate ihm nicht zu Grießpapp, wenn er auf Knoblauchwurst Lust hat. Vom 'Druck der Jahre' würde mancher, der sie auf dem Buckel hat, weniger merken, wären die guten Nebenmenschen weniger beflissen, auf den Druck zu drücken.“

Alfred Polgar (1873–1955) wurde in Wien geboren. Ab 1895 schrieb er für Wiener Zeitungen, ab 1905 war er Mitarbeiter der Berliner "Schaubühne". Seit 1925 lebte er überwiegend in Berlin, von wo er 1933 vor den Nationalsozialisten zuerst nach Prag und Wien, 1938 weiter nach Paris und 1940 unter abenteuerlichsten Umständen nach Hollywood flüchten musste. Er kehrte nach 1949 immer wieder für kurze Zeit nach Europa zurück. 1955 starb er in Zürich. Er ist einer der bekanntesten Autoren der Wiener Moderne.

 

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