Medizininformatik-Initiative: Forschungsdatenportal für Gesundheit vorgestellt

12.10.2022, Sven C. Preusker
Digital Health, Politik & Wirtschaft

Anfang Oktober wurde beim Symposium der Medizininformatik-Initiative (MII) das Deutsche Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG) vorgestellt. Das Portal soll die zentrale Anlaufstelle für Forschende werden, um Gesundheitsdaten der deutschen Universitätsmedizin zu beantragen. Über diese Plattform könnten Forschende Machbarkeitsanfragen durchführen und Daten und Bioproben aus der Routineversorgung für Forschungsprojekte anfragen, hieß es von der MII.

Im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten MII wurden an universitätsmedizinischen Standorten bundesweit Datenintegrationszentren (DIZ) aufgebaut. Diese Einrichtungen bereiten Patientendaten und Bioproben aus der Routineversorgung für die Forschung auf und stellen sie datenschutzgerecht für medizinische Forschungszwecke bereit. Das neue Portal bietet Forschenden die Möglichkeit, diese Daten und Bioproben zentral zu beantragen. Die Datenhoheit bleibt bei den einzelnen Standorten.

Breiterer Zugang ab kommendem Jahr

Die Nutzung des Portals startet mit einer Testphase, in der nur Forschende der MII-Standorte Machbarkeitsanfragen und Datennutzungsanträge stellen können. Um Daten für ein Forschungsprojekt zu beantragen, müssen Forschende ein positives Ethikvotum ihrer Institution einreichen. Ab 2023 dürfen weitere Forschende Zugang zu Patientendaten und Bioproben für medizinische Forschungszwecke beantragen.

„Mit dem Forschungsdatenportal für Gesundheit haben wir ein zentrales Such- und Antragsportal für Forschende entwickelt, das für den Datenbestand aller Unikliniken genutzt und auch darüber hinaus ausgebaut werden kann“, sagte Sebastian Semler, Geschäftsführer der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) und Leiter der MII-Koordinationsstelle. Das Portal wird von der TMF betrieben, die die MII-Koordinationsstelle leitet.

Angefragt werden können Daten auf Basis des MII-Kerndatensatzes. Dieser umfasst ein großes Spektrum an Datensätzen unabhängig von der Indikation. Mit einer Machbarkeitsanfrage erfahren Forschende, wie viele Fälle für ihre Suchkriterien in den Datenintegrationszentren der Standorte der MII bundesweit vorhanden sind und für medizinische Forschungszwecke beantragt werden können.

„Das Portal ermöglicht den Zugang zu deutlich besseren Datenbeständen für Forschungszwecke. Das ist ein großer Vorteil für die Universitätsmedizin“, betonte Jens Bussmann, Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD).

Das Portal schaffe Transparenz, indem alle im Rahmen der MII bewilligten Forschungsprojekte und ihre Ergebnisse in einem Projektregister veröffentlicht werden, hieß es. Dort könnten Forschende, Patientenorganisationen und Interessierte Forschungsprojekte finden und sich mit Forschenden vernetzen. In der nächsten Förderphase der MII ab 2023 sollen die Funktionen des Forschungsdatenportals für Gesundheit nutzerorientiert weiterentwickelt werden. Geplant ist zum Beispiel die Einbindung weiterer Datenbestände aus dem ambulanten und regionalen Bereich sowie von Krankenkassen und medizinischen Registern.

Vernetzung mit weiteren Initiativen

Das Symposium bot weiterhin einen Rückblick auf die erste Förderphase der MII von 2018-2022. Neben dem Aufbau der DIZ an den universitätsmedizinischen Standorten bundesweit sei ein standortübergreifender harmonisierter Kerndatensatz definiert worden, der beschreibe, welche Datensätze die DIZ für alle stationären Patientendaten mindestens vorhalten sollen. Zentrale rechtliche Voraussetzungen dafür sind ein deutschlandweiter Mustertext zur Patienteneinwilligung („Broad Consent“), der von allen Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder akzeptiert wurde, sowie ein mit allen Justiziariaten der universitätsmedizinischen Standorte abgestimmtes Vertragswerk zur Nutzung von Patientendaten, Biomaterialien, Analysemethoden und -routinen im Rahmen der MII. Maßgeblich sei ebenfalls die Verwendung von internationalen Standards zum Datenaustausch wie die Einführung von SNOMED CT und das Voranbringen von FHIR und LOINC.

In der kommenden Förderphase von 2023-2026 stehe nun die Vernetzung mit weiteren Initiativen wie dem Netzwerk Universitätsmedizin (NUM), der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und dem Arbeitskreis Medizinischer Ethikkommissionen (AKEK) im Mittelpunkt der MII. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird die Arbeit der MII von 2023-2026 mit insgesamt 200 Millionen Euro fördern. Die DIZ sollen ab 2023 in das NUM integriert werden und so eine langfristige Perspektive erhalten. Sie würden dabei aber weiterhin über die MII harmonisiert fortentwickelt, hieß es. Auch regionale und ambulante Versorgungseinrichtungen sollen zukünftig in die MII-Infrastruktur eingebunden werden.

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