3 Fragen an Dr. Alexandra Wuttke-Linnemann vom Zentrum für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA).

16.11.2022, medhochzwei
Pflege, Demenz, Versorgung, Wissenschaft & Forschung, Interviews & Kommentare

Das Zentrum für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA) bezeichnet sich selbst als interdisziplinäres Netzwerk für Präventionsforschung und innovative Versorgungsmodelle. Mit welchen Aufgabenstellungen befasst sich das ZpGA konkret?

Altern an sich ist keine Krankheit und gleichzeitig wird Altern doch sehr häufig mit Krankheit in Verbindung gebracht. Wir haben die Vision, hier entgegenzuwirken und zu dem Thema „Gesundes Altern“ in der Öffentlichkeit aufzuklären. Ältere Menschen sollen die Chance haben, bis ins hohe Lebensalter psychisch gesund zu bleiben. Im Rahmen unserer Präventionsarbeit sensibilisieren wir für die Themen Aufrechterhaltung und Förderung psychischer Gesundheit im Alter und untersuchen, wie sich Resilienz gegenüber psychischen Erkrankungen im Alter steigern lässt. Zudem erproben wir neue Versorgungsformen, um eine bedarfs- und bedürfnisorientierte Versorgung älterer Menschen im Gesundheitswesen zu fördern.

 

Sie führen zurzeit eine Befragung zu Kenntnissen und Wahrnehmungen zu psychischer Gesundheit im Alter durch. Welche Informationen und welchen Kenntnisgewinn versprechen Sie sich von dieser Befragung?

Psychische Erkrankungen sind noch immer mit einem Stigma behaftet – besonders für ältere Menschen, die zusätzlich aufgrund ihres Alters häufig Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren. Dies ist eine Gefahr für die Versorgungssituation älterer Menschen mit psychischen Erkrankungen. Es wird vermutet, dass durch eine Steigerung von Wissen über Prävention und Behandlungsmöglichkeiten in der Gesellschaft die Gesundheitsversorgung verbessert werden kann. Wir erhoffen uns daher durch die Befragung, genau hier ansetzen zu können: Wir möchten ein aktuelles Bild über die Kenntnisse und Wahrnehmungen zu psychischer Gesundheit im Alter erhalten, um gezielt weitere Forschungsvorhaben und Aufklärungskampagnen hierauf abzustimmen.

 

Sie haben sich persönlich auch intensiv mit dem Thema Resilienz pflegender Angehöriger beschäftigt. Haben Sie Hinweise und Tipps für Pflegende, einer möglichen Überbelastung entgegenzuwirken?

Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz werden häufig als unsichtbare, zweite Patientinnen und Patienten bezeichnet. Und das nicht ohne Grund: Pflegende Angehörige neigen dazu, die eigene Selbstfürsorge hintenanzustellen und Hilfen gar nicht oder erst sehr spät anzunehmen. Dabei wissen wir aus der Resilienzforschung, dass vor allem die Annahme sozialer Unterstützung der zentrale Resilienzfaktor ist. Daher rate ich pflegenden Angehörigen ganz klar, die Last nicht alleine zu tragen, sondern Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten frühzeitig in Anspruch zu nehmen, um selber gesund bleiben zu können.



Dr. Dipl.-Psych. Alexandra Wuttke-Linnemann (*1988) ist Leiterin des Zentrums für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA) in Mainz. Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Fellgiebel, Dr. Katharina Geschke und dem medhochzwei Verlag setzte Sie die Online-Schulung „Mit Demenz umgehen“ um.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem ProAlter Newsletter 11-2022. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

Anzeige
Anzeige