3 Fragen an Bernhard Koch, Bewegungstrainer aus Köln

25.01.2023, Dr. Kristina Mann, ProAlter
Pflege, Prävention, Interviews & Kommentare

Lieber Herr Koch, in Ihrem letzten Beitrag in ProAlter (Heft 3/2021) wurden Sie gefragt, was es braucht, damit ältere Menschen nach den Einschränkungen, die Corona mit sich gebracht hat, wieder in einen guten (und gesunden) sportlichen Rhythmus kommen.

Wie ist also die Lage bei älteren Menschen, die noch selbstständig wohnen und leben?
Aus meiner Sicht gewinnen ältere Menschen, verzögert gegenüber der jungen und mittleren Generation, Stück für Stück Zutrauen zurück. Der Schrecken „Corona“ hat von seiner gespenstischen Wucht verloren, aber die Vorsicht, zum Beispiel durch Maske tragen, Abstand halten und Impffortführungen, bleibt weiter erhalten. Doch zunehmend mehr Menschen lassen Lockerungen für ihr eigenes Leben wieder zu und der Optimismus zu mehr Aktivität im Leben steigt. Das Interesse, Bewegungsangebote gemeinsam mit Familie und Freunden wahrzunehmen, wächst. Als besonders wichtig erachte ich, nach der für Viele langen Bewegungsauszeit, das Herz-Kreislauftraining vorsichtig zu trainieren. Mit einem gut laufenden „Körpermotor“ können später weitere Trainingsziele erarbeitet werden. Zurückhaltender werden aus meiner Sicht noch Gruppenveranstaltungen genutzt, die eine wichtige Motivationsunterstützung darstellen, aber auch da kehrt das Interesse peu a peu zurück. Problematisch und mit Sorge beobachtet wird allerdings der Zustand der Pflege- und medizinischen Unterstützungsdienste. Mobile Pflege- und Physiotherapieangebote, die oft wesentlich für die Erhaltung von Kraft und Grundmobilität sind, leiden unter Personalengpässen und hohen Krankenständen. Das wird von vielen älteren Menschen mit Angst wahrgenommen.

Und wie gestaltet sich die Situation in den stationären Einrichtungen?
Auch hier steht neben dem langsamen Lockern der Maßnahmen die Personalknappheit im Vordergrund. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht fällt, doch eine gewisse Anzahl der Mitarbeiter aus Pflege, Reinigung und Küche ist seit 2020 zusätzlich aus den Pflegeeinrichtungen ausgeschieden. Da ja bereits vor Corona ein großer Mangel an Personal herrschte, hat diese seitdem ausgeschiedene Personengruppe großes Gewicht. Dadurch können viele Veranstaltungen und Unternehmungen, auch bewegungsaktive Maßnahmen, die außerhalb des Grundsätzlichen stattfinden, oft nur begrenzt oder gar nicht durchgeführt werden. Dafür muss Aufmerksamkeit geschaffen werden, da die Lebensqualität sowohl der Bewohner der Einrichtungen als auch der Mitarbeiter leidet.

„Mehr Sport treiben“ ist der wohl häufigste genannte gute Vorsatz fürs neue Jahr. Sie treiben ja beruflich schon viel Sport. Was ist Ihr guter Vorsatz für 2023?
Auch ich werde älter und habe mir vorgenommen, meinem Körper mit Blick darauf mehr Achtung und Wertschätzung zu schenken. Grundsätzlich ist mir ein gewisser, ich nenne es mal „Ehrgeiz“, recht nah. Ein Beispiel, vor zwanzig Jahren konnte ich mehrmals pro Woche Laufstrecken von 10 bis 20 km zurücklegen. Heute melden sich bei Überbeanspruchung meine Gelenke und weisen mich darauf hin, kürzere Strecken zu wählen. Kurz gesagt, ich will mich noch mehr mit der Sprache des Körpers beschäftigen. Zudem versuche ich weiter, täglich wechselnde, kurze Übungskombinationen anzuwenden. Mein persönliches Ziel ist es, 2023 ein gutes, altersentsprechendes körperliches Gleichgewicht mit Blick auf Ausdauer, Kraft und Mobilität hinzubekommen. Da wir alle uns ja in einem fortlaufenden Lebensprozess befinden, müssen dieses Parameter jedes Jahr neu ausgerichtet werden. Das macht es auch irgendwie immer aufs Neue spannend.

Bernhard Koch hat viele Trainingsprogramme für Jung und Alt entwickelt und bietet Buchkarten und Trainingsposter im Eigenverlag unter www.sportartverlag.de an. 

 

Dieser Beitrag stammt aus dem ProAlter Newsletter 1-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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