Osteuropäische Live-In Hilfen in häuslichen Versorgungsarrangements bei Demenz

08.05.2023, Dr. Kristina Mann
Demenz, Pflege, Versorgung

Die häusliche Pflege von älteren oder kranken Menschen durch Live-In Pflegekräfte aus dem Ausland ist in einer rechtlichen Grauzone angesiedelt. Die Belastungen für die Pflegekräfte sind oft hoch und die Arbeitsbedingungen prekär. Arbeitsverträge sind oft unklar formuliert und können ausbeuterische Elemente enthalten. Die Unterstützung und Entlastung für Pflegebedürftige und ihre Familienangehörigen ist zwar gegeben, aber zu einem hohen Preis. Pflegekräfte, zumeist Osteuropäerinnen, sind oft für 24 Stunden am Tag im Einsatz und arbeiten oft mehrere Monate am Stück, bevor sie durch eine neue Kraft ersetzt werden. Unbezahlte Arbeit und Verletzungen von Arbeitsrecht sind keine Seltenheit und es gibt zahlreiche Fälle von rechtswidrigen Vertragsinhalten und irregulärer Beschäftigung. Viele der Pflegekräfte arbeiten (schein-)selbstständig und müssen ihre Arbeitsaufgaben und Pflichten häufig wechseln, was zu zusätzlichem Stress führt. Dazu kommen auch noch die Verpflichtungen, die Live-Ins gegenüber ihren eigenen Familien in der Heimat haben. Ca. 300 000 bis 700 000 sogenannte Live-Ins sind aktuell in der häuslichen Pflege tätig (Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung, 2021).


Neben allen Prekaritäten und Grauzonen gibt es bislang jedoch wenig Forschung darüber, wie sich der Alltag, das Zusammenleben und die Kommunikation in solchen Haushalten gestaltet. Das im April 2023 gestartete DFG-Projekt, in dem Versorgungsforscher*innen, Soziolog*innen und Ethiker*innen von der Universität Oldenburg mit Kommunikationswissenschaftler*innen vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen zusammenarbeiten, soll hier Aufklärung bringen. Ziel der Studie ist es, Kenntnis über die unterschiedlichen Aushandlungsprozesse zur Ausgestaltung des Arrangements und den Sorgeverantwortlichkeiten in der Triade Person mit Demenz – Live-In-Hilfe – Angehörige zu erhalten (entnommen aus der Projektbeschreibung, die Sie HIER finden).


Aufruf zur Studienteilnahme: Für die Durchführung der Studie werden Familien gesucht, bei denen eine Person mit Demenz von einer Live-In-Hilfe, also einer mit im Haushalt lebenden Person, versorgt wird. Innerhalb dieses Versorgungsarrangements sollen die Familien im Rahmen einer teilnehmenden Beobachtung innerhalb eines Jahres an einzelnen Tagen im Alltag begleitet werden. Bei Interesse und Fragen zur Studienteilnahme kontaktieren Sie bitte Dr. Sabine Ursula Nover per E-Mail: sabine.nover@uni-oldenburg.de


Zum Thema „Live-Ins in der häuslichen Pflege“ kann die Studie „Harte Arbeit, wenig Schutz. Osteuropäische Arbeitskräfte in der häuslichen Betreuung in Deutschland“ (2022) vom Deutschen Institut für Menschenrechte, Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung (Hrsg.) kostenfrei bestellt oder runterladen werden.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem ProAlter Newsletter 05-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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