Klinikpersonal laut neuer Auswertung psychisch belastet wie nie zuvor

22.06.2023, medhochzwei
Heilberufe, Pflege, Psychotherapie, Coronavirus

Beschäftigte in Krankenhäusern leiden immer stärker unter psychischen Belastungen. Das belegen neue Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg. Im Jahr 2022 haben die Fehltage aufgrund solcher Diagnosen demnach einen Rekordwert erreicht: Im Durchschnitt ist jeder Klinik-Mitarbeitende 6,7 Tage wegen psychischer Probleme ausgefallen. In den vergangenen 20 Jahren haben die Ausfalltage aus diesen Gründen laut der Kassen-Analyse kontinuierlich zugenommen – um 150 Prozent. Allein von 2021 auf 2022 ist die Zahl der Fehltage aufgrund seelischer Leiden um knapp neun Prozent gestiegen.

Das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF-Institut) der AOK Rheinland/Hamburg hat für die Analyse die Versichertendaten von mehreren zehntausend Klinikbeschäftigten in Nordrhein-Westfalen und in Hamburg ausgewertet. „Die besonderen Belastungen durch Corona haben die Entwicklung noch einmal verschärft“, so Andreas Schmidt, Geschäftsführer des BGF-Instituts. Nach oben zeige die Belastungskurve jedoch schon seit 2003: Nahezu Jahr für Jahr sei ein Anstieg der Fehltage festzustellen.

Insgesamt befinden sich unter den Top 10 aller Ursachen für Arbeitsausfälle neben Atemwegsinfektionen oder Rückenschmerzen fünf Diagnosen, die die Psyche betreffen. Innerhalb der Gruppe der psychischen Erkrankungen haben im Jahr 2022 Depressionen sowie Belastungs- und Angststörungen die meisten Fehltage bei den Krankenhausbeschäftigten verursacht, so die Analyse. „In Krankenhäusern werden Beschäftigte mit vielen Themen konfrontiert, die psychische Erkrankungen begünstigen. Oft ist die Arbeitsbelastung sehr hoch, es fehlt an Personal und Zeit. Zudem erfahren die Mitarbeitenden in einem Arbeitsalltag, in dem sie häufig emotional belastenden Situationen ausgesetzt sind, wenig Unterstützung bei der Bewältigung dieser Ereignisse,“ so Schmidt.

In einem Branchenvergleich mit dem Schwerpunkt psychische Erkrankungen wird deutlich, dass die meisten Arbeitsunfähigkeitsfälle wegen dieser Diagnosen im Jahr 2022 demnach in der Pflegebranche vorgekommen sind (22,2 Fälle je 100 Versicherte), auf Platz zwei liegen die Krankenhäuser (19,0 Fälle je 100 Versicherte) gefolgt von der öffentlichen Verwaltung (18,6 Fälle je 100 Versicherte) und dem Bereich Erziehung und Unterricht (16,4 Fälle je 100 Versicherte).

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 12-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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