Buchvorstellung "Zukunft der Pflege im Krankenhaus gestalten" am HSK 2023

21.06.2023, medhochzwei
Aktuelles aus dem Verlag, Pflege, Politik & Wirtschaft

Der umfangreiche Sammelband „Zukunft der Pflege im Krankenhaus gestalten“ ist kürzlich erschienen. Er umfasst 766 Seiten von über 80 Autorinnen und Autoren, mit dem gemeinsamen Leitbild, die Potenziale der professionellen Pflege besser zu nutzen.

Prof. Dr. Vera Antonia Büchner, Marie Peters und Roland Engehausen stellten als Herausgeberteam mit Vera Lux, Vorsitzende des Niedersächsischen Pflegerats und Mitautorin, sowie Staatsminister Klaus Holetschek die zentralen Themen des Buches vor.

Das Buch startet mit einem „Realitätscheck“, zu dem Engenhausen erklärt: „Leistungsgruppen hin- und herschieben, von Krankenhaus A zu Krankenhaus B, ist ein bisschen naiv“. Mit der Krankenhausreform im Blick ginge es den Autoren des Buches vor allem darum, dass sich Arbeitsplätze verändern, so Engehausen. Er sei überzeugt davon, dass eine gute Krankenhausreform um eine Entwicklung der Pflege nicht herumkommt und wundert sich in dem Zusammenhang, dass dies im politischen Kontext nicht bereits eingängig diskutiert würde und auch der Wert der Pflege in Deutschland bisher kaum sichtbar und mehr ein „Kostenfaktor“ sei.

Akademisierung der Pflege weiterdenken, systematische Ausbildungstrategien entwickeln und ein Selbstbestimmungsrecht der Weiterbildung der Berufsgruppe etablieren seien zentrale Themen, um bessere Zukunftsaussichten zu schaffen und so auch die Attraktivität der Hochschulausbildung zu steigern. „Wir brauchen auch eine Differenzierung der Pflegekompetenzen nach Spezialisierung, Weiterbildung. Es wird nicht mehr den einen Pflegeberuf geben in der Zukunft auch das ist, glaube ich, klar.“, so Engehausen.

Prof. Dr. Vera Antonia Büchner stellt dar, dass sich ein weiterer Teil des Buches mit den Chancen durch die Digitalisierung und die Ambulantisierung beschäftigt. Dazu wurden Forschungsberichte und -ergebnisse mit Praxisbezügen zusammengebracht, mit dem Ergebnis: „Die Quintessenz für uns aus diesem Abschnitt ist, dass wir es nicht schaffen werden, den Fachkräftemangel zu reduzieren, ohne technische Möglichkeiten, ohne Unterstützung, ohne Digitalisierung auf den Pflegestation. Aber eben auch nicht nur im Krankenhausbereich, sondern eben auch in der Nachsorge.“

Darüber hinaus müsse eine sektorenübergreifende Versorgung stattfinden, so Büchner. „Das beste Forschungsprojekt kann natürlich nicht in den Normalbetrieb überführt werden, wenn die Pflegekräfte nicht mitgenommen werden, wenn sie nicht auch eine Bereitschaft haben.“ Durch eine Fokussierung auf den Umgang mit Veränderungsprozessen sowie auf die technische und digitale Kompetenzvermittlung und -erweiterung könne auch der Pflegeberuf selbst aufgewertet werden. In der Ambulantisierung sehe das Autorenteam vor allem auch eine Möglichkeit, sich wieder dem „Kern der Pflegeberufe“ widmen zu können und darüber hinaus Handlungsspielräume zu schaffen, welche die Pflege entlasten und zudem die Erweiterung der Profession unterstützen. „Also Digitalisierung als Unterstützung, nicht als Sinn.“, so Büchner.

Von Marie Peters kommt ein Input zu Image und Berufsbild, wozu sie im Buch auch einen Fachbeitrag geliefert hat. „Wie sollte ein Krankenhaus existieren ohne Pflege? Wie soll das funktionieren? Also sie ist eigentlich das Fundament und das sollte viel mehr kommuniziert werden.“ Das Bewusstsein der Pflege darüber, dass sie im Krankenhaus die größte Berufsgruppe darstellt und auch die Wertschätzung dessen von der Führungsebene ist eine Thematik, die auch im Buch stark in den Fokus gerückt wird. Die Imagebildung des Pflegeberufes sei stark ausbaufähig und erfolge durch innovatives Management und Führungsansätze wie New Work und Kommunikation. Auch Führungskräfte müssten hier anknüpfen und sowohl die Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erkennen und ernst nehmen und so den Mensch in den Mittelpunkt stellen als auch eine entsprechende Unternehmenskultur vorleben.

„Pflege ist eine wesentliche Ressource“, pointiert Vera Lux weiter. Pflege sei aber auch ein knappes Gut, das gerade nicht effektiv und da eingesetzt würde, wo es gebraucht wird. „Und diese Verschwendung können wir uns schon gar nicht mehr leisten!“, so Lux. Mit der kommenden Krankenhausreform sehe sie im Krankenhaus selbst einen noch größeren Personalbedarf und eine Notwendigkeit der besseren Qualifizierung des Pflegepersonals aufgrund höherer Komplexität. Für den ambulanten Bereich sehe sie zudem Möglichkeiten beispielsweise einer 2-jährigen Pflegeassistenzausbildung, um die Grundversorgung sicherzustellen.

Lux stellt zudem noch einmal die Akademisierung der Pflege in den Vordergrund, wozu sie auch ihren Fachbeitrag im Buch lieferte. „Wir haben anders als früher mehr Abiturienten. Die suchen nach Möglichkeiten, sich beruflich auszubilden und man kann sie nicht primär mit einer 3-jährigen Ausbildung zufriedenstellen. Sie wollen mehr Verantwortung übernehmen und andere Rollen. Und die müssen wir [als Hochschule] sozusagen auch kreieren und schaffen. Und die Politik muss dafür das Geld zur Verfügung stellen.“ Lux plädiert dafür, dass Pflege auf das Niveau der Medizin und der Forschung mitgenommen wird und zudem eine Versorgung der Angehörigen und zu Hause Pflegenden stattfindet. Dafür müssten zuerst Universitäten diese Rollen entwickeln und so die Möglichkeit schaffen, mehr qualifizierte Pflegekräfte auszubilden.

 „Es passiert viel Gutes und wir sind sehr aktiv. Pflege verdient mittlerweile ganz gut und es gibt viele Aktionen. Es gibt gute Best Practice Beispiele, aber es wird nicht systematisch weiterentwickelt. Das heißt, man denkt immer, wenn man uns mehr Geld gibt in der Pflege, dann sind wir schon zufrieden und machen noch einen Schritt schneller oder auch noch einen Patienten mehr. Nein, die Pflegenden werden damit nicht zufrieden sein. Sie wollen sich weiterentwickeln, sie wollen mehr Verantwortung übernehmen. Dafür müssen sie aber auch anders ausgebildet werden. Und dafür brauchen sie andere Kompetenzen. Aber eben auch einen rechtlichen Rahmen, in dem sie das dann auch tun können.“, so Lux.

Die Buchvorstellung beendet Klaus Holetschek mit seinem Statement: „Bei jeder Reform und bei jedem Brennpunkt […] haben wir immer festgestellt: Es geht nicht um die Frage, ob ein Bett da ist oder ein Beatmungsgerät, sondern es geht immer um die Frage: Sind die Menschen da, die die Dinge bedienen?

Die Vereinigung der Pflegenden könne das Thema nun „voranbringen“. Dennoch stehe noch ein weiter Entwicklungsprozess bevor, der schnellstmöglich begonnen werden müsse. Auch das Ministerium hatte am Buch mitgewirkt, um die Beteiligung und den Willen zu zeigen, die Debatte voranzutreiben und die Situation tatsächlich zu verbessern.

„Ich denke, wir werden nicht weiterkommen, wenn wir in den alten Mustern weiter denken, sondern wir werden tatsächlich auch mal fundamental über bestimmte Dinge reden müssen“, so Holetschek. So sei er „froh um jeden, der in Pflege ist“, man müsse aber noch einiges dafür tun, dass die Arbeitsverhältnisse attraktiver werden, da es sonst bald zum Kollaps des Systems kommen könnte. Der Schwerpunkt sollte dabei auch auf der Unterstützung beispielsweise durch die Digitalisierung liegen. Dafür müssten mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

 

Schauen Sie sich hier die Buchvorstellung an.

 

Zukunft der Pflege im Krankenhaus gestalten ist jetzt erhältlich. Weitere Informationen finden Sie hier.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 12-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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