Virologe Streeck: Für Gesundheit und nicht für Krankheit zahlen

18.07.2023, Rolf Stuppardt, Welt der Krankenversicherung
Coronavirus, Versorgung

Im Rahmen der anstehenden dringenden Reformdebatten bringt der im Zuge der Corona-Pandemie bekannt gewordene Virologe Hendrik Streeck radikale Ideen ein. In einem Beitrag für die FAZ schlägt er einen grundlegenden Umbau des Gesundheitswesens vor. „Im Gesundheitssystem werden Diagnosen und medizinische Leistungen belohnt, jedoch nicht erfolgreiche Behandlungen oder die Verbesserung des Patientenwohls“, schreibt der Medizinprofessor. Aber nicht einzelne Schritte des Behandlungsprozesses sollten vergütet werden, sondern das Ergebnis. „Mit Verträgen zwischen Hausärzten, medizinischen Versorgungszentren und Krankenkassen kann ein kopfpauschales Zahlungssystem etabliert werden, das die gesamte Versorgung abdeckt“, erklärt Streeck „Das verbessert Effizienz, Qualität und Patientenzufriedenheit – weil alle Beteiligten ein Interesse daran haben, dass der Patient schnell gesund wird.“ Damit will Streeck ein grundlegendes Problem angehen: Deutschland gilt als Operationsweltmeister. Davon seien aber 30 Prozent laut Bertelsmann-Stiftung unnötig. Der Virologe schlägt deshalb vor, dass die Ärzte und Ärztinnen mehr zusammenarbeiten sollten. „Wiederholte aufwendige Untersuchungen in der langen Kette von Ärzten (Hausarzt, Facharzt, Klinik) kosten Zeit, Geld und Ressourcen, ohne dem Behandlungsziel zu dienen“, erläutert er. Dafür brauche es weit mehr als eine funktionierende digitale Patientenakte (ePA). „Die verschiedenen Player im Gesundheitssystem müssen verzahnt arbeiten – neben dem Zugriff auf gemeinsame Daten können dabei auch gemeinsame Erfolgs- oder Behandlungsprämien helfen, die ausgezahlt werden, wenn ein Patient nach bestimmten Kriterien effektiv behandelt wurde.“

 

Dieser Beitrag stammt aus dem Welt der Krankenversicherung Newsletter 7-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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