Studium: Depressionen an virtuellen Patienten erkennen lernen

23.08.2023, medhochzwei
Wissenschaft & Forschung, Psychotherapie

Auch Kinder und Jugendliche erkranken an Depressionen. Wie sie erkannt und diagnostiziert werden können, sollen angehende Medizinerinnen und Mediziner bald im Gespräch mit virtuellen Charakteren lernen. Das Team des Fachgebiets Medieninformatik/Entertainment Computing an der Universität Duisburg-Essen (UDE) arbeitet dafür mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Essen zusammen. Gefördert wird das Projekt von der Robert-Enke-Stiftung.

Um komplexe psychische Erkrankungen zu erkennen, trainieren Medizinstudierende sowie Therapeutinnen und Therapeuten in Ausbildung im neuen Projekt DEVIA (Depressive virtuelle Agenten: Entwicklung einer spielerischen VR-Applikation zum Training der Diagnostik psychischer Erkrankungen) die behutsame Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen. „Wir entwickeln dafür eine spielerische Virtual Reality (VR) Applikation mit emotional glaubwürdigen Charakteren“, so Prof. Dr. Maic Masuch, Leiter der Medieninformatik. „Sie soll Medizinstudierenden das Gefühl einer echten Anamnese vermitteln, in der sie lernen, sich empathisch zu verhalten und an der Körpersprache und Mimik der Figuren mögliche Symptome abzulesen.“

Die virtuellen Figuren, auch Agenten genannt, können an Depression, Angststörungen oder Schizophrenie leiden – und so ihre Gesprächspartnerinnen und -partner vor diagnostische Herausforderungen stellen. „Mit psychisch Erkrankten umzugehen, erfordert viel Übung, Kinder und Jugendliche stellen eine besonders diffizile Patientengruppe dar. VR ermöglicht eine immersive Lernumgebung, in der Studierende angstfrei und bestenfalls mit Spaß trainieren können. Da wir sie in die Entwicklung einbeziehen, kennen wir ihre Bedürfnisse und können sie später in der Ausbildung berücksichtigen“, so PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch, Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters.

Ohne die virtuelle Hilfe ist das Sammeln von Gesprächserfahrung im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie schwierig, da keine entsprechenden Simulationspatientinnen und -patienten für Kinder und Jugendliche existieren. Studierende benötigen zwar Erfahrung, um später professionell mit Patientinnen und Patienten umzugehen, haben aber kaum Möglichkeiten, diese vorab zu sammeln.

Das Team um Masuch untersucht auch die Wirkung, die die VR-Patientinnen und -Patienten auf die Studierenden haben, um die virtuellen Figuren emotional so glaubwürdig wie möglich zu gestalten. Später soll ein vereinfachtes Lernmodul Jugendtrainerinnen und -trainern aus dem Freizeitsport zur Verfügung gestellt werden, um die Aufmerksamkeit gegenüber ersten Symptomen einer Depression oder anderer psychischer Erkrankungen zu verbessern.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 16-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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