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In Hamburg ist am 19. September der Gesundheitswirtschaftskongress 2023 eröffnet worden. Bei der Eröffnungsveranstaltung sagte Kongresspräsident Prof Heinz Lohmann: „Geht es eigentlich noch dramatischer? Das frage ich mich fast jedes Jahr. Und doch scheint es so zu sein.“ Die Situation in den Krankenhäusern und der Gesundheitsversorgung sei momentan sehr herausfordernd, und die Politik würde mit ihren Gesetzentwürfen und Vorschlägen nicht zu Lösung der Probleme beitragen.
Lohmann kritisierte die Pläne des Bundesgesundheitsministers, mit der Einführung einer 60-Prozent-Vorhaltefinanzierung für die Krankenhäuser zum Selbstkostendeckungsprinzip und damit den Problemen der Vergangenheit zurückzukehren. Ob es nicht erfolgversprechender wäre, dem Management Handlungsspielräume einzuräumen, so Lohmann ¬– „Ich würde mir gerade jetzt etwas mehr Selbstbewusstsein in manchen Führungsetagen der Gesundheitswirtschaft wünschen. Es wäre gut, wenn mehr Verantwortliche unserer Branche mit klaren Worten widersprechen würden, wenn die Politik mal wieder von der Regulierungswut befallen wird!“ Man könne sich Ressourcenverschwendung künftig auf keinen Fall mehr leisten, eine leistungsunabhängige Finanzierung aber werde die Defizite verfestigen. Lohmann stellt sich ein Captitation-Modell für die Grundversorgung und die Finanzierung und Steuerung der High-End-Medizin auf der Basis weiterentwickelter DRGs vor. Die überfällige Aufhebung der Sektorengrenzen könne über die schrittweise Angleichung der Finanzierung erfolgen. Ziel müsse eine soziale Gesundheitswirtschaft sein, in der so viel Markt wie möglich und nur so viel Politik wie nötig stattfinde.
In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Dr. Sophie Chung, CEO der Qunomedical GmbH, Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender der Drägerwerk AG & Co. KGaA, Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender der AGAPLESION gAG, Tomas Pfänder, Gründer und Vorstand der UNITY AG Consulting & Innovation, Sibylle Stauch-Eckmann, Vorsitzende des Bundesverbandes der Betreiber Medizinischer Versorgungszentren, Han Steutel, Präsident des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e. V. (vfa) und Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen, über die Herausforderungen und Chancen in der aktuellen Situation. So fragte Werner unter anderem, ob die Medizinstudierenden heute so ausgebildet würden, dass sie auf eine Medizin in zehn Jahren vorbereitet seien. Die Medizinerin Chung wies im Zusammenhang damit auf zwei Dinge hin, die sie im Medizinstudium vermisst habe: Digitalisierung und wirtschaftliche Bildung. Horneber machte deutlich, dass es heute wenig Stabilität, Berechenbarkeit und Leitplanken gebe, die er sich von einer guten Politik eigentlich erwarte. Pfänder sprach von der vielerorts vorherrschenden Erwartung, dass sich in der Arbeitswelt – im Gegensatz zum Rest der Welt – nichts verändern werde, das werde nicht funktionieren. Dabei würden die allermeisten Veränderungen von Digitalisierung induziert. Er schloss mit einem Satz, der die Situation in der Gesundheitswirtschaft gut umschreibt: „Wenn wir wollen, dass es so gut bleibt, wie es ist, müssen wir alles verändern.“
Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 18-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!