Tag der Patientenlotsen: regelhafte Etablierung muss kommen

24.11.2023, medhochzwei
Politik & Wirtschaft, Case Management, Gesundheitsversorgung, Veranstaltungen

Anlässlich des „Tags der Patientenlotsen“, der am 9. November in Berlin stattfand, haben die Veranstalter dazu aufgerufen, regionale Lösungen für die Versorgung von Menschen in gesundheitlichen und sozialen Notlagen zu stärken. Vertreter von Modellprojekten berichteten, ausgehend von umfassenden Erfahrungen vor Ort, von der entscheidenden Rolle, die Patientenlotsen zukomme dabei. Die Veranstalter appellieren – wie schon im Vorjahr – an die Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag formulierte Ankündigung, Patientenlotsen regelhaft zu etablieren, endlich umsetzen. Ein bei der Veranstaltung vorgestelltes Rechtsgutachten zu bereits existierenden sozialrechtlichen Möglichkeiten für einen regelhaften Anspruch aller Versicherten liefere dazu die Vorlage, hieß es in einer Mitteilung. Das von dem Sozialrechtsexperten Prof. Dr. jur. Gerhard Igl erstellte, detaillierte Rechtsgutachten. sei „eine wichtige Grundlage für den von der Koalition angestrebten Pfad zur Implementierung von Patientenlotsen in unserem Gesundheitssystem“, betonte Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Managed Care (BMC), unterstrich die Bedeutung von Lotsen für eine vernetzte regionale Versorgung: Gerade in schwierigen Situationen würden Patientinnen und Patienten von einer koordinierten Versorgung in ihrer Region profitieren. Voraussetzung dafür sei, „dass sie kompetent durch den SGB-übergreifenden Dschungel gesundheitsrelevanter Leistungen gelotst werden. Patientenlotsen sind daher ein unverzichtbarer Bestandteil regionaler, integrierter und patientenzentrierter Versorgung.“

„Bei der Bewertung der Wirksamkeit von Lotsen ist neben der medizinischen Verbesserung die Frage einer umfassenden Teilhabe in den Mittelpunkt zu stellen “, betonte Prof. Dr. Peter Löcherbach, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management. „Die Erfahrungen der verschiedenen Lotsenmodelle verdeutlichen, dass die Intervention stets die gesamte Lebenssituation der Betroffenen umfasst.“ Der Anspruch auf eine Wegleitung (Case- und Care-Management) müsse daher jetzt endlich rechtlich verankert werden. Joachim Sproß, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke, ergänzte: „Es gilt nun, die gesammelten Erfahrungen zusammenzuführen und Patientenlotsen auch innerhalb des Versorgungssystems sektorübergreifend einzurichten. Die koordinierende Lotsentätigkeit stärkt gerade in der Versorgung von chronischen, seltenen und komplexen Erkrankungen Therapieerfolge.“ Die Gemeinschaft der Patientenlotsen-Projekte stehe dafür bereit und das Interesse der Regionen sei vorhanden.

Der Tag der Patientenlotsen ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des BMC, der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management, der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Er fand 2022 erstmals in Berlin statt und verknüpft die deutschlandweit über 50 Patientenlotsenprojekte miteinander, die in unterschiedlichen Indikationen Menschen mit komplexen Versorgungslagen unterstützen.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 22-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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