Verband und Kammer sehen psychotherapeutische Versorgung in Gefahr

19.12.2023, medhochzwei
Psychotherapie, Politik & Wirtschaft

Mit einem Antrag bei der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wurde jetzt eine Weiterbildungsoffensive für die Psychotherapie gefordert. „Die Umsetzung der Weiterbildung kann nur mit einer ausreichenden Finanzierung erreicht werden, so Dr. Anke Pielsticker, Stv. Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV), bei der Versammlung. Der Beruf der Psychotherapeutinnen und -therapeuten müsse weiterhin attraktiv bleiben.

Der KBV-Vorstand solle im Mai 2024 konkrete Vorschläge sowie eine Strategie zur politischen Umsetzung vorstellen, wie das drängende Problem der Strukturreform und Finanzierung der ambulanten Weiterbildung bei Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Hausärztinnen und -ärzten sowie Fachärztinnen und -ärzten gelöst werden könne, heißt es in dem Antrag. 

„Die Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung ist in Gefahr! Viele junge Studierende, die vor zwei bis drei Jahren mit dem Bachelor für Psychotherapie begonnen haben, hadern inzwischen mit ihrer Entscheidung für das Fach Psychotherapie“ warnte Pielsticker. „In Bayern bleiben die ersten Masterstudienplätze unbesetzt – aus Verunsicherung, wie es nach dem Studium weitergeht. Diejenigen, die bereits jetzt den Masterstudiengang des neuen Psychotherapie-Studiums abgeschlossen haben, finden keinen Weiterbildungsplatz. Andere zögern bewusst den Abschluss des Studiums hinaus, da der Beginn der anschließenden Weiterbildung nur unter sehr unklaren Bedingungen möglich wäre.“ Das sei nicht das Ziel gewesen, als man 2014 eine Ausbildungsreform für Psychotherapeutinnen und -therapeuten beschlossen habe. Vielmehr habe man einen attraktiven Studiengang schaffen wollen, mit aussichtsreichen Berufschancen für eine neue Generation und für eine fortbestehende gute Versorgung von psychisch kranken Menschen. Die Realität sieht momentan anders aus: laut einer repräsentativen Befragung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur Lage in den Praxen würden sich 25 Prozent aller Psychotherapeutinnen und -therapeuten in den Praxen heute nicht mehr niederlassen.

Auch direkt auf Regierungsebene wird das Thema behandelt – der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages hat am 13.12. entschieden, dass das Bundesgesundheitsministerium eine Lösung für die unzureichende Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung finden soll. Der Psychologie-Student Felix Kiunke hatte eine Petition an den Deutschen Bundestag gerichtet, um auf die unzureichende Finanzierung der ambulanten und stationären psychotherapeutischen Weiterbildung aufmerksam zu machen. Laut dieser kann es wegen einer fehlenden Finanzierung nicht genügend Weiterbildungsstellen geben. Im Juli 2023 hatte der Petitionsausschuss das Thema in einer öffentlichen Anhörung beraten.

„Der Petitionsausschuss hat die Brisanz erkannt und ein klares Votum gefällt. Das Bundesgesundheitsministerium darf sich nicht länger wegducken und muss endlich handeln“, so Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). „Die Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung in Praxen, Ambulanzen und Kliniken muss jetzt endlich gesichert werden.“ Im nächsten Schritt steht die formale Verabschiedung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses durch den Deutschen Bundestag an.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 24-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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