Nationalistische Kreise skandalisieren regelmäßig Zahlungen der Krankenversicherung ins Ausland

08.02.2024, Rolf Stuppardt, Welt der Gesundheitsversorgung
Politik & Wirtschaft, Krankenversicherung

Aus den Sozialversicherungsabkommen mit anderen Staaten überweist die Krankenversicherung jedes Jahr Millionenbeträge für Krankenbehandlung der direkten Familienangehörigen in Deutschland lebender und arbeitender Versicherter in die Heimatstaaten. Z. B. in die Türkei von 2020 bis 2023 rund 60 Millionen Euro. Diese Abkommen sind teilweise bereits 60 Jahre alt. Nationalistische Kreise wie NPD und AFD empören sich immer wieder und zunehmend in den Sozialen Medien darüber. Die Reaktionen erfolgen auf dem Fuße: „Wahnsinn“, „Unglaublich“, „Unfassbar“, „Irrsinn“, „Völlig bescheuert“ oder „Sofort ändern!!!“, schrieben die Nutzer. Einer behauptete: „Das ist einer der Gründe, warum in Deutschland ständig die GKV-Beiträge steigen.“ (Quelle: Focus online) 

Diese populistische Behauptung ist selbst unsinnig und aus wirtschaftlicher Sicht ziemlich dumm. Die Regel: Die in der Türkei lebenden Familienangehörigen eines in Deutschland krankenversicherten Arbeitnehmers erhalten im Krankheitsfall Leistungen der Krankenversicherung ihres Wohnsitzstaates, in dem Fall also der Türkei. Die hierdurch entstandenen Kosten sind von der deutschen Krankenversicherung zu erstatten. Diese Regelung entspricht gängigem internationalem Standard. Würden die Personen von ihrem Recht Gebrauch machen, hier zu leben, wäre das deutlich teurer. Das Abkommen – und deswegen ist es u. a. auch geschlossen worden – ist demnach die wirtschaftlichste Lösung. Für den Fall, dass diese Abkommen gekündigt werden, wie NPD und AfD das in der Vergangenheit bereits zum Glück erfolglos gefordert haben, und die Angehörigen nicht bei ihren hier beschäftigen Versicherten leben, würde die Deutsche Krankenversicherung nach einem Rechenbeispiel des Focus beim aktuellen Höchstbeitrag von 843,53 Euro monatlich rund 5 Cent sparen.  Daher ist klug, wenn die Bundesregierung deutlich macht, an dem Abkommen festzuhalten. Focus hat das richtig aufgegriffen: 5 Cent Ersparnis: Warum Wut über Türkei-Zahlungen der Krankenkassen sinnlos ist – FOCUS online

 

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