Der Pflegemarkt unter Druck – Wer hätte das gedacht?

01.04.2022, Stefan Arend
Pflege, Politik & Wirtschaft

Die Nachfrage nach Pflegeleistungen wächst und wächst. Dazu trägt insbesondere der demografische Wandel bei, aber auch die Ausweitung des Kreises der Leistungsempfänger durch die Aufnahme geistiger und kognitiver Einschränkungen in den Pflegebedürftigkeitsbegriff. Gleichzeitig stellen der Fachkräftemangel, die Finanzierung von Pflegeleistungen aber auch die rasanten Preissteigerungen beim Bau und ein knapper Grundstücksmarkt große Herausforderungen für die Pflegebranche und die Gesellschaft dar.

So kann es nicht weiter wundern, dass sich die wirtschaftliche Lage deutscher Pflegeheime seit dem Jahr 2016 stetig und zum Teil dramatisch verschlechtert hat. Im Jahr 2019 lagen bereits rund 20 Prozent im „roten Bereich“ mit einer erhöhten Insolvenzgefahr und „nur“ 38 Prozent im „grünen Bereich“ mit geringer Insolvenzgefahr. Auch die Ertragslage hat sich verschlechtert: Schrieben 2016 nur rund 10 Prozent der Pflegeheime einen Jahresverlust, so waren es im Jahr 2019 bereits 26,5 Prozent. Und das aktuelle Frühjahrsgutachten 2022 des Zentralen Immobilienausschusses ZIA musste feststellen, dass die Spitzenrenditen für Pflegeheime zwischen 2011 und 2021 kontinuierlich gesunken sind, von 7,4% auf aktuell 3,9%. Im Segment des betreuten Wohnens fielen die Spitzenrenditen noch deutlich niedriger aus und betrugen 2021 lediglich 2,3% (2011: 4,8%).

Welche Konsequenzen ergeben sich durch diese Herausforderungen und wie kann darauf reagiert werden? Wie entwickeln sich die Wettbewerbssituation und die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime? Der Pflegeheim Rating Report widmet sich diesen Fragen und beleuchtet den deutschen Pflegeheimmarkt in zweijährigem Rhythmus. Dazu werden die amtlichen Daten des Statistischen Bundesamts aller rund 15.400 Pflegeheime und 14.700 ambulanter Dienste sowie detaillierte Bilanzdaten untersucht. Neben einer Übersicht über die derzeitige Situation liefert der Pflegeheim Rating Report Prognosen zur zukünftigen Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen nach Versorgungsart, der wirtschaftlichen Situation der Pflegeheime, sowie zum Kapital- und Personalbedarf. Es wird diskutiert, inwieweit die Pflegebranche auf die Herausforderungen der kommenden Jahre eingestellt ist und Handlungsempfehlungen werden abgeleitet.

Grundlage für das Rating der Pflegeheime sind rund 430 Jahresabschlüsse von rund 2.100 Pflegeheimen. Diese werden von den Studienautoren des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Institute for Health Care Business (hcb) analysiert und ihre Beiträge anhand zahlreicher farbiger Schaubilder, Karten und Tabellen veranschaulicht, darunter zahlreiche Benchmarks. Ergänzt wird dieser Report erneut von verschiedenen Sonderanalysen aus der Praxis. Für Pflegeheime und deren Geschäftspartner – insbesondere Banken und Investoren, aber auch für Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft, bietet der Report wertvolle, empirisch abgesicherte Erkenntnisse über die Entwicklung des Pflegeheimmarkts.


Den Pflegeheim Rating Report 2022 gibt es als Print und Online-Version.

 

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