Angebot von Pflege-Ausbildungsmöglichkeiten übersteigt Nachfrage

21.09.2023, Sven C. Preusker
Pflege, Politik & Wirtschaft, Aus- & Weiterbildung, Wissenschaft & Forschung, Versorgung


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Viele Ausbildungsmöglichkeiten in der beruflichen und hochschulischen Pflegeausbildung bleiben ungenutzt. Das zeigen die jetzt veröffentlichten Ergebnisse des Pflegepanels des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Demnach wurden im Jahr 2022 in der Pflege von den befragten Einrichtungen mehr Ausbildungs- und Studienplätze angeboten als tatsächlich besetzt werden konnten.

Für die berufliche Pflegeausbildung gaben nur 21 Prozent der mehr als 900 befragten Pflegeschulen an, ihre Ausbildungsplätze voll besetzt zu haben. Unter den mehr als 5.000 weiteren Ausbildungseinrichtungen (Krankenhäuser, Pflegeheime, Pflegedienste), die interviewt wurden, waren es mit 27,4 Prozent nur wenig mehr. Bereits im medhochzwei-Newsletter 16/2023 hatten wir über die sinkende Zahl von Ausbildungsverträgen im Ausbildungsberuf „Pflegefachfrau/-mann“ berichtet, die das Statistische Bundesamt gemeldet hatte.

Die Gründe für unbesetzt gebliebene Ausbildungsplätze seien vielfältig und würden sich je nach Einrichtung und Ausbildungssituation unterscheiden, so die Autoren des Panels. Beklagt werde aber von einem Großteil aller Befragten in erster Linie ein Mangel an Bewerbungen, die fehlende Eignung der Bewerberinnen und Bewerber oder die kurzfristige Absage von Ausbildungsinteressierten aufgrund vorhandener Alternativen.

Insbesondere Krankenhäuser lehnten laut der Befragung Bewerberinnen und Bewerber aufgrund unzureichender schulischer Qualifikationen ab. Mangelnde Sprachkenntnisse wurden von jeweils rund der Hälfte der Krankenhäuser, Pflegedienste und Pflegeheime als Ablehnungsgrund aufgeführt. Eine Zusage für einen Ausbildungsplatz in einer anderen Pflegeeinrichtung oder in einem anderen Berufsbereich stellte den Hauptgrund für den kurzfristigen Rückzug potenzieller Auszubildender dar. Dagegen spielte die Aufnahme eines Pflege- oder eines anderen Studiums nur eine geringe Rolle für ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen. Anders verhielt sich dies jedoch bei den Krankenhäusern: Hier gaben 19 Prozent an, dass sich Bewerberinnen und Bewerber kurzfristig für ein Studium außerhalb und knapp 12 Prozent für ein Studium in der Pflege entschieden hatten.

Auch in der hochschulischen Pflegeausbildung übersteigt das Ausbildungsangebot nach wie vor die Nachfrage. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 2.122 Studienplätze angeboten, immatrikuliert waren 1.217 Studierende – das geht aus der ersten Sondererhebung des BIBB-Pflegepanels, die einen aktuellen Überblick zu berufsqualifizierenden Pflegestudiengängen bieten soll, hervor. Die Erstimmatrikulationen pro Jahr in primärqualifizierenden Studienangeboten sind demnach von 2019 bis 2022 kontinuierlich gestiegen. Ein ähnlicher Anstieg zeigt sich laut BIBB-Pflegepanel auch, wenn man alle einbezogenen Studiengänge in der Pflege betrachtet. Dies umfasst auch ausbildungsbegleitende oder ausbildungsintegrierende Studiengänge Pflege, die mit einer Ausbildung nach dem Pflegeberufegesetz zusammenhängen.

Die Akademisierungsquote ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Bei primärqualifizierenden Angeboten liegt diese aktuell bei rund einem Prozent, über alle Studienangebote im Pflegepanel hinweg bei knapp 2,3 Prozent. Die Akademisierungsquote für 2021, basierend auf den Daten der Sondererhebung, lag bei 1,75 Prozent oder bei 0,82 Prozent, wenn nur die primärqualifizierenden Studierenden betrachtet werden.

Insgesamt hat das Pflegepanel mehr als 6.000 Personen zur beruflichen und hochschulischen Pflegeausbildung im Zeitraum von Oktober 2022 bis Mai 2023 befragt. Davon kamen 902 aus Pflegeschulen, 5.117 aus ausbildenden Einrichtungen und 49 aus Hochschulen, davon 29 primärqualifizierende Hochschulen. Weitere Auswertungen, unter anderem zur Frage, wie die Ausbildungsakteure kontinuierlich unterstützt werden können sollen laut der Autoren folgen. Mit dem Pflegepanel kommt das BIBB dem gesetzlichen Auftrag der Durchführung eines Monitorings zur Umsetzung der beruflichen und der hochschulischen Pflegeausbildung gemäß Pflegeberufe-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnung nach.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 18-2023. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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